Basel, Universitätsbibliothek, E III 14
Handschriftentitel: ; Alemannische Vitaspatrum
Entstehungsort: Südwestdeutscher Sprachraum
Entstehungszeit: 1. Hälfte 15. Jahrhundert
Frühere Signatur:
Kartause Basel, Bibliothek der Laienbrüder,
C xvi (alt)
Beschreibstoff: Papier; Wasserzeichen: Armbrust; Ochsenkopf. Z.T. starke Gebrauchsspuren; Papier fragil.
Umfang:
1 Band (302 Blätter)
Format: 21,5 x 15 cm
Lagenstruktur: I(II) + (V+1)10 + (VI+1)23 + 2 VI47 +VIII63 + 12 VI207 + (VI-1)218 + 6 VI290 + (VI-3)299. Vorsatzblätter und Bl. 11 geklebt; zw. Bl. 216 und 217 fehlt ein Blatt (kein Textverlust). Die Handschrift ist aus mehreren, ursprünglich selbstständigen Teilen zusammengesetzt. Häufig Reklamenten.
Seiteneinrichtung:
Schriftraum: 14/15 x 8 cm (1r-73v); 15 x 9/10 cm (76r-295v); 16/17 x 10/11 cm (296r-297r). Zeilenzahl: 20-30 Zeilen (1r-73v und 76r-295v); 27 Zeilen (296r-297r). Ganze Handschrift einspaltig.
Schrift und Hände:
Mehrere Hände aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts (73r datiert 1420, 73v datiert 1436).
Buchschmuck: Einfache rote Initialen und Kapitelüberschriften besonders auf den ersten 100 Bl.; später überall freigelassener Raum für beabsichtigte Initialen und Kapitelüberschriften. Mehrere einfache Zierbuchstaben (z.B. mit Vogel auf 112r); im Text manche Buchstaben rot gestrichelt.
Einband:
Schweinslederband mit Holzdeckeln (starke Gebrauchsspuren); eine metallbeschlagene Lederschliesse.
Hauptsprache: Deutsch (Südalemannisch)
Inhaltsangabe:
- Ir Titel, Signatur und Inhaltsangabe aus der Kartause Basel
- Iv-IIIv leer
-
1r-73r
Historia trium regnum, deutsch
// das gelopt lande und sy daz land allenthalb betzwungen hatten, das sich nieman wider sy getorst gesetzen …
- (69v) Disi wort ze glicher wis als sie hie nachgeschriben stand vindet man in allem Krichen und Indian die Cristan sind ze latin gerimet: Do Helena daz crútz fand / do wart ir hertz sere enbrand / wie sie die kúng fand …
- (70r) diss büchlin ist von latin ze tútsch braht got ze eren und siner lieben muͦtter Marien und den heiligen drin kúngen ze wirdikeit und och ze dienst der erbern frowen frow Elsbethen von Katzenellenbogen, frow ze Erlbach, in dem jar von gotz gebúrt tusend drúhundert und nún und ahzig jar. …
- [70v-73r Register].
- Edition: Behland 1968.
- Zur Überlieferung vgl. Sylvia C. Harris; Franz Josef Worstbrock. - Johannes von Hildesheim. - In: Die deutsche Literatur des Mittelalters, Verfasserlexikon, 2. Aufl., Bd. 4. - Berlin; New York, 1983, Sp. 638-647 (ohne diese Handschrift), mit weiterführender Literatur.
-
73r-v
Chronikalische Notizen, die Stadt Brugg betreffend (für die Jahre 1404, 1408, 1436)
Item anno domini mo cccco iiiio uff den zwelften tag, do reit her Hennan von Múlinen die Ar zwúschent Filnaker und Brugg … - 74r-75v leer
-
76r-295v
Alemannische Vitaspatrum, Viten
>Hie vahet an der heiligen altvetter leben, das sy daz vertriben hand<.
Sanctus Jeronimus er schribet unß von dem heiligen vatter Paulo, der under allen múnchen der erst einsidel waz, wan es ist dryer hand múnch …–…
Do tett got als ein milter vatter gegen sinem zarten kint, daz er nit gern beschwerete und zehant wart er gesund. Wir hortent ouch vil me guͦter ding von disem heilgen Paulo, die hie nit geschriben stant.
Geschrieben von einer anderen Hand als der vorangehende Text, mit zahlreichen Verbesserungen von einer weiteren Hand. 76r über dem Text: „Det mihi principium sancta Maria bonum.“
Edition: Williams 1996, S. 3-212 (Sigel Bs5). -
295v-297r
Athanasisches Glaubensbekenntnis
[W]er behalten welle sin, der [296r ] hab daz not vor allen dingen, daz er halte den Cristen glouben …–…
Diz ist der Cristen gloub, disen engloub den jeklichen getrúlich und ganczlich, so mag er nit behalten sin in dem rich gotes.
Zur Überlieferung vgl. http://handschriftencensus.de/werke/534. - 298r-299v leer
Provenienz der Handschrift:
Die Handschrift stammt aus dem Besitz von Henmann Moser, Schultheiss zu Brugg, der sie seinem Sohn Ulrich vermacht. Später kam sie in die Laienbruderbibliothek der Basler Kartause (Signatur: C xvi): Vgl. Sexauer, 1978, S. 164; Honemann, [1982], S. 100-102.
Bibliograph. Nachweise
- Roth, Carl. - Ungedruckte Beschreibung, Dez. 1909, revid. Gustav Binz 1935.
- Williams, Ulla. - Die "Alemannischen Vitaspatrum": Untersuchungen und Edition (Texte und Textgeschichte; 45).- Tübingen, 1996, S. 23* (Bs5).
Literatur
- Wackernagel, Wilhelm. - Die altdeutschen Handschriften der Basler Universitätsbibliothek: Verzeichnis, Beschreibung, Auszüge. - Basel: August Wieland, 1835, S. 58.
- Marius, Sylvia C. - German translations of the "Historia trium regum" by Johannes de Hildesheim. In: The modern language review; 53 (1958), S. 364-373 (betr. 1r-73r).
- Johannes Hildesheimensis. - Die Dreikönigslegende des Johannes von Hildesheim: Untersuchungen zur niederrheinischen Übersetzung der Trierer Handschrift 1183/485 mit Textedition und vollständigem Wortformenverzeichnis / Max Behland. - München: Fink, 1968, S. 13 (Nr. 3) (betr. 1r-73r).
- Sexauer, Wolfram D. - Frühneuhochdeutsche Schriften in Kartäuserbibliotheken: Untersuchungen zur Pflege der volkssprachlichen Literatur in Kartäuserklöstern des oberdeutschen Raums bis zum Einsetzen der Reformation. - Frankfurt a.M.: Lang, 1978, S. 152 und S. 164.
- Honemann, Volker. - Deutsche Literatur in der Laienbibliothek der Basler Kartause 1480-1520. - Unpublizierte Habilitationsschrift Berlin, [1982], S. 100-102.
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