Basel, Universitätsbibliothek, B I 7
Handschriftentitel: : Psalterium cum Petri Lombardi commentario
Entstehungszeit: 2. Viertel 13. Jahrhundert
Frühere Signatur:
- Kartause Basel, Bibliotheca antiqua, F lvii:1 (alt)
- Kartause Basel, A xvi (alt)
Beschreibstoff: Mitteldickes, sehr regelmässiges Pergament.
Umfang:
1 Band (333 Blätter): mit Buchschmuck/Illustration
Format: 47 x 32 cm
Lagenstruktur: Lagen: 20 VI240 + (III-1)245 + 7 VI329 + (II-1)332; alte Reklamanten jeweils auf dem letzten Blatt der Lage verso, teils beschnitten. Hinweise auf die Lagenzahl durch eine Notiz des 15. Jh. Blatt Av “Iste liber habet sexternos xxvii”, sowie im hinteren Deckel Ecke oben rechts “27 sex”. Zählung der vorderen 6 Blätter in den meisten Lagen noch erkennbar, variabel gestaltet als rote, blaue, schwarze Buchstaben mit zweitem Signaturenelement oder nur als einfacher Strich am unteren oder seitlichen Rand.
Seiteneinrichtung:
Schriftraum 25-25,5 × 16-16,5 cm; dreispaltig, wobei die äusserste Spalte gegen den Rand sowie das unterste Drittel des Blattes leer bleiben. Die beiden beschriebenen Spalten sind partiell nochmals halbiert, der Bibeltext regelmässig in der linken Hälfte, d. h. in den 3,5 cm breiten Halbspalten 1 und 3; 25 (Text) bzw. 50 (Kommentar) feine, mit Metallstift gezogene Zeilen.
Schrift und Hände:
Kalligraphische Buchminuskel, Ende 13. Jahrhundert, eine einzige Hand.
Buchschmuck:
- Als unregelmässige Seitentitel die patristischen Quellen in Rot; Bibelzitate im Kommentar rot unterstrichen.
- Initialen:
Initialen sorgfältig und zierlich, französische Arbeit, Ende 13. Jahrhundert. Figürliche Initialen entsprechend der in den romanischen Ländern üblichen Aufteilung in 8 liturgische Abschnitte (Matutin der 7 Wochentage und Sonntagsvesper). Ausführung auf tiefblauem Grund in Karmin, Lila, Mennig, Braungelb, in schwarzer Kontur weiss überhöht, Beigabe von Drôlerien. Übrige Ausstattung: zahlreiche kleinere Initialen wechselnd rot und blau, mit Ausläufern in Filigranverzierung; noch kleinere, rot oder blau ohne Verzierung, im Kommentar.- 1r: Initiale C (Anfang des Kommentars), Füllung mit Zierschnörkeln, Tierköpfen und Drachenkörpern, in der Mitte oben menschliches Antlitz mit spitzem Hut.
- 2va: Initiale B (Ps. 1), König David sitzend mit Harfe.
- 57rb: Initiale D (Kommentar zu Ps. 26), reiche Zierfüllung.
- 57va: Initiale D (Ps. 26), David im Gespräch mit einer himmlischen Gestalt und auf sein Auge deutend.
- 91ra: Initiale D (Kommentar zu Ps. 38).
- 91rb: Initiale D (Ps. 38), David ohne Krone, kniend, im Gespräch mit einer Figur in den Wolken und auf seine herausgestreckte Zunge weisend.
- 121ra (ab hier gegenüber Escher korrigierte Blattzählung): Initiale D (Kommentar zu Ps. 52), Füllung mit Drachen- und Hundefiguren, langer Ausläufer nach oben.
- 121r: Initiale D (Ps. 52), kahlköpfiger Narr mit Keule und rundem Brotlaib.
- 153rb: Initiale S (Kommentar zu Ps. 68).
- 153rb: Initiale S (Ps. 68), Halbfigur Gottes, darunter der nackte König David mit Krone, aus dem Wasser die Arme erhebend.
- 188ra: Initiale E (Ps. 80), König David mit zwei Hämmern am Glockenspiel sitzend.
- 216vb: Initiale C (Kommentar zu Ps. 97).
- 216vb: Initiale C (Ps. 97), drei singende Mönche am Pult.
- 246ra: Initiale D (Kommentar zu Ps. 109), Ausläufer.
- 246ra: Initiale D (Ps. 109), Heilige Dreieinigkeit als zwei gleichgestaltete männliche Figuren in alternierenden Farben mit goldenen Nimben und Büchern, in der Mitte der Heilige Geist als herabstossende Taube.
Spätere Ergänzungen:
Im hinteren Teil des Bandes unterhalb des beschriebenen Schriftraumes bleistiftartige, nahezu unleserliche, wohl lateinische Notizen vermutlich theologischer Natur, bei denen es sich möglicherweise um einen weiteren Kommentar handelt.
Einband:
Mit ungefärbtem Wildleder überzogene Holzdeckel im Format des Buchblocks; Überzug teilweise abgerissen, Rückenpartie modern erneuert. Von den zweimal fünf als hohle Buckel mit drei Füsschen gestalteten Metallbeschlägen nur diejenigen am vordern Deckel, von den zwei nach hinten greifenden Schliessen nur die Beschläge für die Bänder (vorn) und die mit Rille versehenen Haften (hinten) erhalten. Besitzeintrag auf der Innenseite des Vorderdeckels aus der 1. Hälfte 15. Jh., ähnlich im Deckel hinten (vgl. Besitzgeschichte); im Hinterdeckel ausserdem drei Spalten mit Notierung von Bibelstellen, 14. Jh. Aussen auf dem vordern Deckel Pergament-Streifen mit Titel, Hand des 15. Jh. “Glosa ordinaria psallterii”, auf dem Rücken Titelschild aus derselben Zeit, Schrift nach oben laufend “Psalterium cum glo[sa] ordin[aria]”.
Hauptsprache: Lateinisch
Inhaltsangabe:
- Ar (Vorsatz) Titulus
- Av (Vorsatz) Hinweis auf die Lagenzahl
-
1ra-332rb
Psalterium cum
commentario[Prologus:] Cum omnes prophetas spiritus sancti revelatione constet esse locutos … [2va prologus:] primus homo infelix qui abiit stetit sedit set secundus est [beatus]. [Textus, ps. 1,1:] Beatus vir qui non abiit … [ibid. comm.:] Beatus cui omnia optata succedunt. Vir scil[icet] prospera et adversa [sic, contra fehlt] firmus …–…
vite eterne vox est. Omnis spiritus laudet dominum [ps. 150,6].
>Explicit psalterium David<
Psalmen ursprünglich nicht nummeriert, von späterer Hand Zahlen sporadisch hinzugesetzt (so von 61 Bl. 137vb bis 75 Bl. 173ra. Quellen in Rot an den oberen Rändern angeführt: “A[u]g[ustinus]”, “Ambr[osius]”, “Ca[ssiodorus]”, “Alc[uinus]” usw. Der Text ist durch allerlei Flüchtigkeiten (Auslassungen von Wörtern u. dgl.) korrumpiert- Migne, Patrologia Latina 191, Sp. 55 A-1296 B
- Stegmüller, Repertorium biblicum, Bd. 4, S. 319 ff., Nr. 6637
- Dictionnaire de théologie catholique 12,2 (1934), Sp. 1951ff.
- Spicq, Ceslaus. - Esquisse d'une histoire de l'exégèse latine au moyen âge. - Paris 1944, p. 125f.
- Ghellinck, Joseph de. - Le mouvement théologique du XIIe siècle. - Bruges/Bruxelles/Paris 1948, p. 221, ebd. N. 6 u. ö.
- Smalley, Beryl. - The study of the Bible in the middle ages, 2nd ed. - Oxford 1952, p. 279 u. a.
- Ott, Münchener theologische Zeitschrift 5 (1954), S. 102 ff.
Provenienz der Handschrift: Aus der Basler Kartause. Besitzeintrag Bl. 1rc, Hand des Priors Heinrich Arnoldi (1449-1480): “Glosa ordinaria comestoris super psalterium pertinens ad Cartus[ienses] Bas[ilee]”; von dem früher hier befindlichen radierten Eintrag ist die ältere Signatur “a. XVI.” noch zu erkennen, darunter nur noch “Istum librum … ”. Darüber, Hand Jacobus Loubers, Signatur “f. lvii primum”; von demselben Bl. Ar Titulus “Psalterium cum glosa ordinaria f. lvii primum”, womit identisch der Eintrag im alten Standortkatalog “pro antiqua”, ebenso im alphabetischen Bibliothekskatalog des Klosters, angelegt vom Kartäuser Urban Moser (vgl. Mscr. AR I 4a), Bl. 58v. Weiterer Besitzeintrag Bl. 141r unten “liber Cartuß[iensium)] Baß[ilee]”. Doppelter Vorbesitzereintrag 1. Hälfte 15. Jahrhundert, im Deckel vorn “Iste liber est fratrum Cartusiensium in Basilea ipsis datus a reverendo magistro domino Petro medico de Bryega cuius anima requiescat in pace”, ähnlich im Deckel hinten “Iste liber est fratrum Cartusiensium in Basilea ipsis datus a reverendo magistro et domino Petro de Bryega medico cuius anima requiescat in pace” (vgl. Liber benef., Michaelis Archangeli (29. September), Bl. 278r "Hic peragatur anniversarium magistri Petri de Bryga physici qui dedit huic domui glosam ordinariam psalterii in magno volumine et glosam ordinariam super exodum in parvo volumine et habeatur memoria suorum progenitorum").
Bibliograph. Nachweise
- Escher, Konrad. - Die Miniaturen in den Basler Bibliotheken, Museen und Archiven. - Basel, 1917, Nr. 66
- Die mittelalterlichen Handschriften der Universitätsbibliothek Basel : beschreibendes Verzeichnis. Abt. B, Theologische Pergamenthandschriften / bearb. von Gustav Meyer und Max Burckhardt. - Basel : Universitätsbibliothek, 1960-1975. - Bd. 1, S. 29f.
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