St. Gallen, Stiftsbibliothek, Cod. Sang. 915
Euw Anton von, Die St. Galler Buchkunst vom 8. bis zum Ende des 11. Jahrhunderts, Band I: Textband, St. Gallen 2008 (Monasterium Sancti Galli, Bd. 3), S. 354-355, Nr. 57.
Handschriftentitel: Kapiteloffiziumsbuch
Entstehungsort: St. Gallen
Entstehungszeiten:
- Mitte d. 9. Jh.
- 10. Jh.
- 11. Jh.
Katalognummer:
57
Umfang:
353 (352) pp.
Format: 24 x 18 cm
Lagenstruktur:
Lagen unregelmäßig, Quaternionen
Seiteneinrichtung:
Schriftspiegel nach Inhalt wechselnd, p. 27-110 18,5 x 14,5 cm, einspaltig zu ca. 20-24 Zeilen.
Schrift und Hände: karolingische Minuskel
Buchschmuck:
Der Schmuck ist auf die Regulae Benedicti u. Augustini beschränkt. Inc. in Rustica mit Minium, gelb schattiert, Initialen in Minium-Zeichnung, Bänderung gefüllt mit Gold, Füllung des Buchstabenkörpers mit Minium, Schattierung des Binnenmotivs golden, fortlaufend 1. Zeile in Capitalis mit Minium, golden schattiert, 2. Zeile in Rustica mit Tinte.
Inhaltsangabe:
Inhalt u. Schmuck (nach Autenrieth, verkürzt):
- Teil I
-
Teil II
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(p. 27-242)
Mönchsregeln, Annalen, Zeitrechnung
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(p. 27-110)
Regula [sci. Benedicti]
- (p. 27) In nomine Dni. nostri Ihu. Xpi. incipit prologus regule patris eximii beatissimi Benedicti. a(usculta o fili praecepta magistri), unzial, der linke Bogen unten als Palmette, der rechte eingerollt, mit Sporangien, oben Vogelkopf mit drei «Pfauenfedern», in der Mitte Oval, aus dem Schnabel des Vogelkopfes wächst linear das Binnenmotiv, das sich mit dem ebenso linear auswachsenden Ende des Bogens kreuzt u. Ranken mit Dolden u. Sporangien sowie Blätter mit Knospen treibt
-
(p. 111-132)
-Regel mit Cap.
- (p. 114) Et incipit ipsa regula ut in monasterio habitantes dilectionem Dei proximorum inter se habeant. h(aec sunt quae precipimus observari), unzial, die Bänder des Schaftes in der Mitte gekreuzt, der Bogen darin eingehängt, in der Mitte eine offene Achterschlinge bildend u. sich mit dem eigenen Anfang als Binnenmotiv vereinend
- (p. 132-154) Regula Pauli et Stephani
- (p. 154-167) Regula
- (p. 167-169) Sermo V
- (p. 170-184) Regula coenobialis
- (p. 184-187) Epistola
- (p. 187-196) Regula Serapionis et Macharii et Pafnutii et alterius Macharii
- (p. 196-236) sog. Annales Sangallenses maiores bis zum Jahr 1080
- (p. 237-238) ergänzt bis zum 13. Jh.
- (p. 239-242) komputistische Texte.
-
(p. 27-110)
Regula [sci. Benedicti]
-
(p. 27-242)
Mönchsregeln, Annalen, Zeitrechnung
- Teil III
- Teil IV
Entstehung der Handschrift:
Die Hs. ist ein großer Zeuge ihres Typus als Kapiteloffiziumsbuch, das Autenrieth als erste in seiner Gesamtheit würdigte. Wie das a(usculta) p. 27 u. h(aec) p. 114 erkennen lassen, sind die Benedikt- u. Augustinusregel zwar von verschiedenen Schreibern geschrieben, ihre Initialen im Stil jedoch einheitlich. Das kühne a(usculta) p. 27 steht in der Nachfolge von Initialen wie dem a(scendente) p. 31 im Wolfcoz-Evangelistar Sang. 367 (Nr. 35). Autenrieth datiert die Regula Benedicti in die Mitte bis in das 3. Viertel d. 9. Jh. Die beiden Regeln wurden gewiss unter Abt Grimald (841-872) in den Grundstock des Buches aufgenommen.
Bibliographie:
- Scherrer, S. 336-339.
- Johanne Autenrieth, Der Codex Sangallensis 915. Ein Beitrag zur Erforschung der Kapiteloffiziumsbücher, in: Landesgeschichte und Geistesgeschichte. Festschrift für Otto Herding zum 65. Geburtstag, hrsg. von Kaspar Elm, Eberhard Gönner und Eugen Hillenbrand, Stuttgart 1977, S. 42-55.
- Schmuki, in: Kirchenväter in St. Gallen, S. 56f., Abb. S. 57.
- Dieter Geuenich, Liturgisches Gebetsgedenken in St. Gallen, in: Kloster St. Gallen, S. 83-94, bes. S. 89-92.
- Schmuki, in: Cimelia Sangallensia, Nr. 35.
- Achim Masser, Regula Benedicti des Cod. 915 der Stiftsbibliothek von St. Gallen: die Korrekturvorlage der lateinisch-althochdeutschen Benediktinerregel (Studium zum Althochdeutschen 37), Göttingen 2000.
- Borst, Kalenderreform, S. XXX, 372, 379f., 388.