Für diese Handschrift sind folgende Beschreibungen vorhanden

  • Scarpatetti Beat Matthias von, Die Handschriften der Stiftsbibliothek St. Gallen, Bd. 1: Abt. IV: Codices 547-669: Hagiographica, Historica, Geographica, 8.-18. Jahrhundert, Wiesbaden 2003, S. 209-211.
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  • Scherrer Gustav, Verzeichnis der Handschriften der Stiftsbibliothek von St. Gallen, Halle 1875, S. 200.
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St. Gallen, Stiftsbibliothek, Cod. Sang. 616
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Scarpatetti Beat Matthias von, Die Handschriften der Stiftsbibliothek St. Gallen, Bd. 1: Abt. IV: Codices 547-669: Hagiographica, Historica, Geographica, 8.-18. Jahrhundert, Wiesbaden 2003, S. 209-211.

Handschriftentitel: Martinus Polonus, Chronik der Päpste Predigten zu den Heiligenfesten · Martinus Polonus, Auszüge aus der Kaiserchronik
Entstehungszeit: 14./2 Jh.
Beschreibstoff: Pergament. Dünngeschabtes Kalbspergament von feiner Qualität, mit div. Löchern und Flickstellen.
Umfang: 224 Seiten
Format: 14,5 x 11
Seitennummerierung: Tintenpaginierung I.v.A., welche p. 99-198 eine zeitgenössische arabische Foliierung 1- 54 von der Hand und Tinte des Haupttextes ersetzt; nach Pag.-Fehler I.v.A (Rücksprung 199/192) ab p. 199 neue Paginierung bis Schluss.
Lagenstruktur: Quaternionen, ausser VIII99-130, V131-150, II183-190, VI[-3]207-224, die letzten drei Blätter sichtlich herausgeschnitten. Im ersten Teil p. 1-95 Wortreklamanten von der Hand des Schreibers.
Seiteneinrichtung:
  • Teil I: p. 3-98, einspaltig 11/11,5 x 7,5/8, 23 Z., Linierung Tinte.
  • Teil II: p. 99-198, zweispaltig, 10/10,5 x 7,5 (3,5), 37-39 Z., Linierung Tinte.
  • Teil III, p. 199-216, einspaltig 11,5 x 8, 32 Zeilen, Linierung Tinte.
Schrift und Hände:
  • Teil I: Formbewusste, freilich nicht immer konsequent formgeprägte kleine Textualis von einer Hand des 14./2 Jhs.
  • Teil II: Kleine gotische Buchschrift, notulaähnlich, von einer sehr qualifizierten, eleganten Haupthand, welche mit fachgerechter Tinte schreibt; sie alterniert mit einer 1. Nebenhand, die mit gewässerter Tinte operiert und sich nachlässig an die Einrichtung hält. Von dieser p. 99a-105a, 106b, 108ab u. H., 109b-110b, 111b-116b, 119a-120b, 145a-147b; für die p. 127a-130b erscheint eine 2. Nebenhand mit einer noch helleren Tinte.
  • Teil III: Kleine, zur Bastarda tendierende gotische Buchschrift von einer Hand des 14./2 Jhs. Die Einrichtungen I-III sind gleichen Systems, die zwei Linien der obersten und untersten Zeilen sind bis an den Blattrand gezogen. Zirkellöcher.
Buchschmuck:
  • Teil I: 2-zeilige, zeitweise leicht verzierte Lombarden, Paragraphenzeichen, rubr. Systematische Hinweis-Marginalien von der Hand des Schreibers.
  • Teil II: 2-3-zeilige, rote und blaue Lombarden, zuweilen mit etwas Fleuronné. Rubrizierung mit Paragraphenzeichen (auch blau), Kapiteltitel, Strichelung.
Spätere Ergänzungen: Teil I: Von einer oder zwei Zusatzhändenstammt der Nachtrag p. 95-98.
Teil II: Von der Nebenhand passim Marginalien, sparsam auch von der Haupthand, schliesslich auch von der wenig qualifizierten Hand des Rubrikators.
Einband: Einband 14./17. Jh., braunes Leder auf Holz, Reste von Streicheisenlinien, Spuren einer verlorenen Schliesse VDK-HD, Rücken primitiv erneuert im 17. Jh., aus dieser Zeit vermutlich auch die Papier-Spiegelblätter, von welchen das vordere mit einem Pergament-Fragment, zweispaltig, von einer Hand des 14. Jhs., verbunden ist (vermutlich das »Fragmentum psychologicum« Gustav Scherrers, s. u.).
Inhaltsangabe:
  • 1a-2b [Fragmentum cuiusdam tractatus ascetici]
    Ein im 18. Jh. vorne angeklebtes Blatt eines zweispaltigen Textes in kleiner Schrift. Anfang fehlt. // propter unitatem (?) morum speciosa igitur per dilectionem. templum spiritus sancti per sacrificationem …–… certam cogitatio. Contemplatio est //. Bricht ab.
    Nach Scherrer, Verzeichniss (1875), p. 200 »Fragmentum psychologicum«, wohl auf Grund der im Rubrikentitel (2a) genannten vires animae.
  • 3-95 Martinus [Polonus vel Oppaviensis]: Cronica de gestis romanorum pontificum [usque ad Bonifacium VIII.]
    • (3-5) [Prologus]
    • (5-95) [Textus.]
      Am Schluss von späterer Hand fünf Namen der nachfolgenden Päpste.
    Ed. L. Weisland, in: MGH SS 22 (1872/1976), p. 397-443, ohne unsere Hs., diese erfasst in der grossen Übersicht bei Kaeppeli, Scriptores 3 (1980), Nr. 2974 p. 122; VL 6 (1987), col. 158-166, mit zahlr. Lit. (A.D. van den Brincken).
  • 96-198 [Sermones de sanctis]
    • (96-97) [Index (einspaltig, mit gewässerter Tinte zugefügt, mit den Foliozahlen unserer Hs.)],
    • (98) Nota de 7 Gaudiis Mariae von der Nachtragshand mit dunklerer Tinte . Nota vij. gaudia b.v m. circa que ut afficeretur amonitus est quidam a beata virgine. Primum est …–… [VII] quod mee glorie celsitudo numquam inarescet et numquam decrescit [recte: decrescet].
    • (99a-206a)
      • [Textus.] Der Haupttext weist, offenbar wegen der Vorlage, kontinuierlich Lücken auf, in welche teilweise mit gewässerter Tinte Nachträge von der Haupthand eingefügt sind, teilweise schlecht geschrieben bis zur kaum lesbaren Spalte (105a); (105b) setzt erst die Haupthand ein, die hier qualifiziert, sehr klein und präzise schreibt; von der Nachtragshand kontinuierlich Einschübe, der Sermo (127a-130b) steht noch in der hellen Tinte, ist aber nahezu gleichwertig geschrieben. Zahlreiche Kolumnen ganz oder teilweise leer, (158) leer.
      • (99b-105b) Nebenhand. (99a-b) De nativitate sancte Marie. Ego mater pulcra dilexisti etc. Nota quod beata virgo mater agnicionis
        • (99b) Andree apostoli. Secuti sunt eum. Jn uerbis [app]ositis notantur duo scilicet apostolorum von Andreas bis Johannes Evg.
    • (105b-206a) Haupthand. Zu Beginn Fragment eines Sermo ev. zu Andreas, die col. 105b setzt oben mitten im Text ein.
      Anschliessend folgt nach 9 Zeilen (105b-106b) Omnium sanctorum. Beati pauperes spiritu. Pauperem spiritum efficiunt iiijor cognitio sui contemptus sui ..., mit Zusatz der Ergänzungs Hand. Es folgen die Sermones de sanctis durch das ganze Kirchenjahr, ab Assumptio B.M.V. bis zu Joh. Baptista (zu welchem zwei Sermones).
    Die Kollektion als solche nicht identifiziert. Das Eingangs-Initium (nach Ego pulchra ...) nicht bei Schneyer, Repertorium, Initien (1989), das anschliessende (99b) zu St.Andreas ev. ibid. 4 (1972), p. 38: Leo OCist, 14. Jh., dasjenige zu Allerheiligen (105b), wo die Haupthand einsetzt, figuriert ibid. 8 (1978), p. 554, unter anonymen Sermones.
  • 207-224 [Excerpta ex Martino Polono vel Oppaviensi], Cronica imperatorum et regium romanorum Octauianus augustus genere Romanus Nepos iulii cesaris regnauit …–… [De Hainrico imperatore viio] et sie ecclesia viduata Anno domini Mo ccco.13o. .ix. kalendas septembris.
    Vgl. die Ed. MGH SS 22 (s.o. zu p. 3 unserer Hs.), p. 443-475, welche bei Fridericus II. enden; mit dem Beginn des Kreuzzugs Ludwigs IX., 1270, in unserer Hs. folgen noch Heinrich VIII. Rudolfus, Adolfus, Albertus, Heinrich IX
Erwerb der Handschrift: In StiBSG spätestens seit dem 16. Jh., Besitzeintrag p. 138b: Liber sancti Galli: continens cronicam de rhomanorum pontificumque gestis, Hand des 16. Jhs., mitten im Text der Sermonen. Stempel D.B. p. 224. Alte Signatur S.n. 493.
Bibliographie:
  • Scherrer, Verzeichniss (1875), p. 200.