Für diese Handschrift sind folgende Beschreibungen vorhanden

  • Euw Anton von, Die St. Galler Buchkunst vom 8. bis zum Ende des 11. Jahrhunderts, Band I: Textband, St. Gallen 2008 (Monasterium Sancti Galli, Bd. 3), S. 301-303, Nr. 6.
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  • Scherrer Gustav, Verzeichniss der Handschriften der Stiftsbibliothek von St. Gallen, Halle 1875, S. 86-87.
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St. Gallen, Stiftsbibliothek, Cod. Sang. 238
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Euw Anton von, Die St. Galler Buchkunst vom 8. bis zum Ende des 11. Jahrhunderts, Band I: Textband, St. Gallen 2008 (Monasterium Sancti Galli, Bd. 3), S. 301-303, Nr. 6.

Handschriftentitel:
  • Sammelhs.: Etymologisches Wörterbuch, Genesis-Exzerpte, Dicta Winitharii
  • Isidor: Sent. I, 8 u. 10
  • Isidor: De natura rerum
  • Isidor: Exzerpte aus Etymolog. IX, 2
  • Gennadius: Liber ecclesiasticorum dogmatum
  • Gennadius: Exzerpte aus Rg u. Propheten
Entstehungsort: St. Gallen
Entstehungszeit: 760-780
Katalognummer: 6
Umfang: 494 pp.
Format: 29,5 x 21,5 cm
Lagenstruktur: Griechische u. römische Lagenzählung (p. 1-280 = A-S, p. 393 = XXV), zumeist Quaternionen
Seiteneinrichtung: Schriftspiegel 22,5 x 17,5 cm
Schrift und Hände: Persönliche u. regulierte Winithar-Minuskel
Buchschmuck:

Inc. u. Expl. in Halbunziale mit Minium oder Minium u. Grün. Initialen als verzierte Hohlmajuskeln in Tinte, mit Minium u. Gelb oder pergamentaussparend mit Minium, Grün u. Gelb gefüllt oder nur in Tinte. Im Liber rotarum (p. 312-384) Diagramme in schwarzer Tinte mit Minium, Grün u. Gelb.

Inhaltsangabe:
Inhalt u. Schmuck:
  • p. 2-163 Alphabetisch geordnetes etymologisches Wörterbuch (vgl. Nr. 5)

    p. 2 I(n nomine Dni. nri. Ihu. Xpi. incipit liber perithimologiarum id est proprietatis sermonum), im Schaft Flechtbandspirale, an den Enden Palmettblätter

  • p. 163-175 Hieronymusbrief (36) an Damasus

    p. 163 A(ntequam de quistione)

  • p. 176-178 Prol. zu Gn u. Gn-Paraphrasen

    p. 176 D(esiderii mei), als Binnenmotiv Bildnisbüste des hl. Hieronymus

  • p. 178-181 Genesis-Paraphrase
    • (p. 178) Incipit liber Genesis +

      P(rimum queritur pro quid iste liber), Hohlmajuskel mit Palmettblättchen, am Rand von der Hand des Incipit-Schreibers in grüner Halbunziale: + Incipiunt dicta UUinitharii presbiteri de quinque libris Moysi

    • (p. 181) Expl. Winithars, zeilenweise abwechselnd in Minium u. Grün: Explicit problema UUinitharii prb. qui hunc librum scripsit et complevit a fine usque in finem + omnis qui simul legerit oret pro eo qui scripsit si Dominum habeat propiciatorem. amen alleluia
  • p. 181-185 Isidor: Sent. lib. I, cap. 8 u. 10 p. 181 Incip. dicta sci. Ysidori Spanensis epi. de racione mundi

    M(undus ex rebus visibilibus), die Bogen des unzialen Buchstabens bilden zwei spitzköpfige Fische

  • p. 186-312 Exzerpte aus Heptateuch, Rt u. Evangelien
    • (p. 186) In nomine Dni. incipit liber Genesis,

      I(n principio creavit), Hohlmajuskel, oben u. unten Blattanhängsel

    • (p. 284) Q(uomodo), Menschengesicht als Binnenmotiv
  • p. 312-385 Isidor: De natura rerum
    • (p. 312-313) Incipit liber rotarum sci. Hysidori incipit prolocus sci Hysidori epi., Brief an Sisebut, D(omino et filio Siseboto)
    • (p. 314-315) Cap. I-XLVIIII
    • p. 315 D(ies est solis orientis presencia), am Schaft Schnalle ohne Nieten, Blattanhängsel, Bogen als Vogel mit großem Auge

    • (p. 325) Cap. IV, 48ff. Diagramm zur Concordia mensium: 5 konzentrische Kreise, 1. Namen der 12 Monate in 12 Sektoren, 2. Zahlen vom IIII Kl. - VIII Kl. (ägyptische Monatsanfänge), 3. Namen der 12 Monate, 4. das Wort diebus, 5. Tagesanzahl der Monate (XXVIII-XXXI), in der Mitte die Dreiviertelfigur eines frontal stehenden Menschen, flankiert von zwei Vögeln
    • (p. 329) Cap. VII, 40ff. De temporibus, p. 331 kreisförmig mit eingeschriebenen, sich gegenseitig überschneidenden Halbkreisen, in den Sektoren die Namen der Jahreszeiten sowie Himmelsrichtungen mit ihren Qualitäten, in der Mitte das Wort Annus
    • (p. 335) Cap. X, 18ff. De quinque circulis mundi, 5 horizontal angeordnete, sich überschneidende Ringe (ohne Inschriften)
    • (p. 337) Cap. XI, 10ff. De partibus mundi, Figura solida der 4 Elemente u. deren verbindenden Qualitäten (anstatt als Kubus) als vier Vierecke
    • (p. 338) Cap. XI, 33ff. De partibus mundi, Diagramm in Kreisform wie p. 331, die 4 Elemente mit ihren verbindenden Eigenschaften
  • p. 385-396 Exzerpte aus Isidor, Etym. IX, 2
    • (p. 385) De gentibus
  • p. 396-397 Seneca: Prol. zum sog. Seneca, De moribus
    • (p. 396) Incipit prolocus libri Senicae
  • p. 397-414 Seneca: De moribus
    • (p. 397) Incipit ipse liber O(mne peccatum)
  • p. 415-434 Gennadius: Liber ecclesiasticorum dogmatum
    • p. 420 Q(uod), Menschengesicht als Binnenmotiv

    • p. 420 P(ost resurreccionem), Füllung nur Minium

    • p. 425 C(ottidie), Buchstabenkörper als spitzköpfiger Fisch mit großem Auge, Blattenden (nur schwarze Federzeichnung)

  • p. 434-475 Bibelexzerpte, Rg u. Vorreden zu Propheten
  • p. 475-493 Praefatio und Lib. II der Instructionen des Eucherius (nicht komplett und durcheinandergeworfen [Scherrer])
    • (p. 475) Incipit prolocus diversorum vocabulorum.

      Q(uoniam fili kmi.), Menschengesicht als Binnenmotiv (nur schwarze Tinte)

    • (p. 493) Subskription Winithars: Do. et Xpo. gloria (Rub.) quia explicet liber quem UUinitharius peccator et inmerito ordinatus prb. scripsit. ex suo proprio labore Deo auxiliante perfecit et non est hic nec unus folius quem ille de suo labore non adquississet aut conparando aut mendicando. et non est in hoc libro unus apex aut iota una quem manus eius non pinxisset.
Entstehung der Handschrift: Die drei Nennungen des Autors u. Schreibers Winithar (p. 178, 181, 493) bezeugen eigentlich die alleinige Arbeit des Schreibers. Doch sah schon Scherrer Unterschiede, die sich in Schrift u. Initialen zeigen u. war veranlasst, anzunehmen, dass mehrere Schreiber am Werk waren. Ich teile diese Unterschiede in zwei Schriftkategorien, nämlich in die persönliche u. die regulierte Winithar-Minuskel. Der persönliche Stil Winithars etwa auf p. 312 am Anfang des Liber rotarum ist bis p. 325 gut mit seinen Kernstücken in den anderen Hss. vergleichbar (Nr. 1-5), der braunen Tinte entsprechen die mit Minium, Gelb u. Grün gefüllten Initialen wie das D(ies) p. 315. Diese etwas verschmierten Farben halten sich auch in den Diagrammen des Liber rotarum, der aber ab p. 330 in schwarzer Tinte geschrieben u. gezeichnet wird. Große Partien (p. 2-196, 282-303, 415-493) sind dagegen in regulierter schwarzer Winithar-Minuskel geschrieben, mit leuchtendem Minium u. Grün ausgezeichnet, die Initialen wie das M(undus) p. 181 mit seinen spitzköpfigen Fischen sehr präzise gezeichnet u. mit sauberem Minium, Grün u. Gelb gemalt, so dass man die Eigenständigkeit der Subskription Winithars auf dieser Seite anzweifeln möchte. Aber diese Situation wiederholt sich im Schlusskolophon auf p. 493 insofern, als sie ebenso in regulierter Winithar-Minuskel geschrieben ist, deren typisches Merkmal u.a. das kleine offene q ist, das auch in der persönlichen Minuskelschrift Winithars kennzeichnend ist. Es scheint daher eine Persönlichkeit zu sein, die beide Schriftstile schreibt. Vgl. Nr. 1-5 u. 7.
Bibliographie:
  • Scherrer, S. 86.
  • Chroust, I. Abt., II. Bd., Liefg. XIV, Taf. 1.
  • Löffler, St. Galler Schreibschule, S. 59f., Taf. 9.
  • Bruckner II, S. 18f., 73, Taf. III.
  • CLA VII, Nr. 934.
  • Jacques Fontaine, Isidore de Seville, Traité de la nature (Bibliothèque de l'Ecole des Hautes Etudes Hispaniques, Fascicule XXVIII), Bordeaux 1960, S. 33, passim.
  • Holter, Buchschmuck, S. 97.
  • Bernhard Bischoff, Die europäische Verbreitung der Werke Isidors von Sevilla, in: Mittelalterliche Studien I, Stuttgart 1966, S. 171-194, bes. 185.
  • Duft, Abtei St. Gallen I, S. 24.
  • von Scarpatetti, in: Festschrift Duft 1995, S. 28.
  • Ochsenbein, in: Kat. Kirchenväter in St. Gallen, S. 77f., 84, Abb. S. 79.
  • Ochsenbein, in: Cimelia Sangallensia, Nr. 10, Abb. S. 31.
  • Berschin, in: Kloster St. Gallen, S. 110, 245 Anm. 13.
  • Peter Ochsenbein, Sonderling im Galluskloster: Winitharius - der erste Schriftsteller des Klosters St. Gallen, in: Cultura Sangallensis, S. 148-153, bes. 150.
  • Bianca Kühnel, The End of Time in the Order of Things, S. 125, 128, 130f., 208, Abb. 41.