St. Gallen, Stiftsbibliothek, Cod. Sang. 23
Scherrer Gustav, Verzeichniss der Handschriften der Stiftsbibliothek von St. Gallen, Halle 1875, S. 12-14.
Entstehungszeit: s. IX
Beschreibstoff: Pgm.
Umfang:
368 Seiten oder 171 Blätter alter (miniirter) Bezeichnung
Format: 2° (38 ½ u. 29 C.)
Seiteneinrichtung:
Zu 21 Zeilen.
Schrift und Hände: Von Einer Hand auf starkem grauem Pergament.
- Von dem Schreiber Folchardus, der in den Casus S. Galli nicht genannt ist, sind Originalurkunden a. d. J. 855-869 vorhanden in NN. 442, 472, 480, 513, 514 des Urkundenbuchs. Darin heisst er Diaconus, später (No. 546 a. 869) erscheint er als Präpositus, zuletzt (No. 622 a. 882 und 697 a. 895) als Dekan. Im Nekrolog Cod. 915 ist ein Folchart mon. et presb. (derselbe?) unter'm 9. Janr notirt.
- Die imprecationes furum in den Büchern Hartmot's sind von Ratpert erwähnt (Casus X in Cod. 614 p. 126 Ed. G. Meyer p. 54: imprecans etiam non parvae etc.).
Buchschmuck: Der Hauptschmuck des Buchs, die litterae reticulatae, verrathen grossen Reichthum der Phantasie und obwohl mit irischen Formen verwandt, doch freiere, weniger geometrische Behandlung. Schade, dass das massenhaft darauf verwendete Metall durchgeschlagen hat; namentlich das schwarzgewordene Silber bringt an der Rückseite des Pergaments Flecke hervor, die dem schön geschriebenen Texte Eintrag thun. Die Buchstaben sind nicht etwa, wie man wohl meinte, mit heissen Typen eingebrannt, sondern mit dem Griffelvorgezeichnet und von freier Hand gemalt. Geschlagenes Gold erscheint erst am Ende des Mittelalters statt der Gold- (oder Silber-) Tinktur. Vgl. noch Nouv. Traité de diplom. IV. pref. und Gatterer Hist. Bibl. I, p. 195-199; über Cod. 23 im Besondern
Rahn Gesch. I, p. 132-133 mit einem Umriss (Christus) und der Initiale Q (vor Ps. 51).
Inhaltsangabe:
- 1). S. 7-14 >Incipit laetania< Kyrie eleyson etc. (das Kyrie in griech. Schrift p. 7 u. 14), in goldener Kapital auf Purpur zwischen Säulenstellungen; die Schäfte und Kapitäle sind mit Arabesken verziert; die Bogen mit Brustbildern und Gruppen untergeordneten Werths von David, Christus, den eilf Aposteln u. A. ausgefüllt; dabei p. 9 ein Schreiber, den Blattstreifen auf dem Knie, die Feder in das Dintenfass tauchend. (Eine zur Reformationszeit in der Litanei verübte kleine Rasur, beim Gebet für den Pabst, ist sogar in Metzlers Stiftschronik Cod. 1408 p. 186 erwähnt; umgekehrt wurde in dem schönen Lectionar Cod. 540 der Name des Schreibers A. Vogt ausgelöscht, als er convertirte).
- 2). S. 17-25 (von jüngerer Hand): Gebete vor der Messe.
- 3). S. 26-29 Vorrede des zu den Psalmen (‘Psalterium Romae’ etc. Opp. Hieron. X, 105 Vallarsi). P eine grosse Initiale, die Seiten 26 und 27 glänzend ausgestattete Titelblätter; über beiden durchlaufend in vergoldeter Kapital und besonders eingerahmt die Inscription des Schreibers: Hunc praeceptoris Hartmoti jussa secutus Folchardus studuit rite patrare librum.
- 4). S. 30 (in Goldschrift auf dunkelviolettem Grunde): I. Chr. n. incipit psalterium de translatione septuaginta interpretum emendatum a sco Hieronimo prbo in novo. - S. 31: Beatus vir qui etc. (B eine prachtvolle Initiale in Netzform und ganzer Blattgrösse; der Rest der drei Worte daneben in vergoldeter Kapital auf Silbergrund. Die Fortsetzung auf S. 32 ist ganz in Gold geschrieben, alles Weitere schwarz, mit Ausnahme einzelner Zeilen und der vielen grossen und kleinen Anfangsbuchstaben in Gold und Silber). - S. 134: Auferat hunc librum nullus hinc omne per aevum cum Gallo partem quisquis habere velit und S. 236: Istic perdurans liber hic consistat in aevum Premia patranti sint ut in arce poli.
- 5). S. 366 enthält jüngere Beischriften des XIII., XIV. und XV. Jh.: Nomina fratrum de Hedilberch - dinchilspuil - sahselsheim; Homines censuales in Nekirburc; feodum ze Copolitz etc.