Kurzcharakterisierung:Die Handschrift bietet eine Auswahl aus der Elsässischen Legenda Aurea, einer bedeutenden oberdeutschen Übertragung des Legendars des Jacobus de Voragine. Die Auswahl beschränkt sich weitgehend auf die Heiligen des Sommerteils. Der erste Teil der Hs. (p. I–64) ist von einer Hand geschrieben, die die Legenden von Johannes, Petrus und Paulus einträgt; eine zweite, etwas weniger geübte Hand schreibt den Rest, der mit dem einzigen Verstext der Handschrift einsetzt (Barbaralegende, ab p. 66). Dieser Verstext ist als einziger Einzeltext auf dem barocken Rückenschild erwähnt. Ebenfalls aus der Legenda Aurea stammt der Bericht der Einsiedler Engelweihe (p. 191–196). Rubriken und zurückhaltende Rubrizierung in beiden Teilen von einer weiteren Hand. Anfang und Ende der Handschrift sind defekt, der im 19. Jahrhundert restaurierte Einband stammt noch aus dem 15. Jahrhundert.(mat)
Standardbeschreibung: Scarpatetti Beat Matthias von, Die Handschriften der Stiftsbibliothek St. Gallen, Bd. 1: Abt. IV: Codices 547-669: Hagiographica, Historica, Geographica, 8.-18. Jahrhundert, Wiesbaden 2003, S. 132-136.
Standardbeschreibung anzeigen
Zusätzliche Beschreibung: Scherrer Gustav, Verzeichniss der Handschriften der Stiftsbibliothek von St. Gallen, Halle 1875, S. 191.
Zusätzliche Beschreibung anzeigen
Online seit: 22.09.2022
St. Gallen, Stiftsbibliothek, Cod. Sang. 592
Papier · I + 518 pp. · 20.5 x 13.5-14.5 cm · südwestdeutsch · 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts
Elsässische Legenda Aurea (Auswahl aus Sommerteil)
Wie zitieren:
St. Gallen, Stiftsbibliothek, Cod. Sang. 592, p. 11 – Elsässische Legenda Aurea (Auswahl aus Sommerteil) (https://www.e-codices.ch/de/list/one/csg/0592)
Scarpatetti Beat Matthias von, Die Handschriften der Stiftsbibliothek St. Gallen, Bd. 1: Abt. IV: Codices 547-669: Hagiographica, Historica, Geographica, 8.- 18. Jahrhundert, Wiesbaden 2003, S. 132-136.
Handschriftentitel: Elsässische Legenda Aurea (deutsch): Apostelviten (Sommerteil, Auswahlkorpus)
Entstehungszeit: 15. Jh.
Beschreibstoff: Papier. Wasserzeichen Traube in drei Varianten, aus den Gruppen Piccard, Wasserzeichen XIV (1983), Abt. I, Nr. 244-281, 545-559, 282-544; Krone, ebenfalls in drei Varianten, zweite Variante p. 83ff. ähnlich Piccard, Wasserzeichen I (1961), Nr. 314 oder Briquet, Filigranes (1907), Nr. 4642, beide Mitte 15. Jh. Frauenkopf, ähnlich ibid. Nr. 15637, 15./2 Jh., schliesslich wieder Krone in einer 3. Variante, ähnlich Piccard, ibid. Nr. 327, Zürich, Mitte 15. Jh.
Umfang:
1 + 518 Seiten
Format: 20,5 x 13,5/14,5
Seitennummerierung: Tintenpaginierung I.v.A. Beginnt links (f. 1v), also ab p. 2 Gerade rechts, springt 80/82, von da an die Geraden wieder links.
Lagenstruktur:
Sexternionen, die beiden ersten Folia sind Rest einer nicht mehr definierbaren Lage, ferner VI[-1]365-386, nach p. 378 ein Blatt herausgeschnitten, VI[-6]507-518, die zweite Hälfte der Lage mehrheitlich weggeschnitten.
Seiteneinrichtung:
Einspaltig 14/15 x 9/10, 18-23 Z. Linierung blind und mit brauner Tinte.
Schrift und Hände: Gemäss Schrift und Inhalt dürfte es sich, ausser bei p. 1-64, um Schreiberinnen eines Frauenklosters handeln.
Es schreiben zwei Hände des 15. Jhs.:
1. p. I, 1-64 kräftige halbkursive Bastarda von mittlerer Sorgfalt;
2. p. 66-518 wenig formbestimmte, persönlich geprägte Bastarda;
auf p. 410 schreibt ab 2. Zeile eine dritte Hand den Rest der Seite.
Einband: Einband 15. Jh., rotes Leder auf Holz, zwei Schliessen HDK-VD und je fünf Beschlage verloren, rest. 19. Jh., neuer Rücken, neue Mittelschliesse HDK-VDK. Spiegelblatt eine Urkunde 15. Jh., keine Namen ersichtlich. Conspectus Franz Buchegger auf aufgeklebtem Zettel auf vorderm Spiegel.
Hauptsprache: östliches Hochalemannisch.
Inhaltsangabe:
1-518 [Aus der elsässischen Legenda Aurea, deutsch]
(1-2)
Sant Johannes [der Täufer]
[Anfang fehlt]
// … Do begeret er in dem anvang …
Williams-Krapp, ELA I (1980), Nr. 86, ab p. 392, Z. 8 bis Ende Legende. Vide Cod. 594, p. 6.
(2-3)
Enthoptung sant JohannesDjse hochzit Sant johansen baptisten ist in vier wiss genampt …–…
aber inwendig frowte er sich ganzlich dz … //
[bricht ab].
Ibid. Nr. 125, p. 556-557, Z. 24.
Vide Cod. 594, p. 21.
(4-14)
[Petri Ketten]
[Anfang fehlt]
// … in ainen kung in dem iudschen land …
Ibid. Nr. 110, ab p. 488, Z. 23-493.
Vide Codd. 585, p. 72; 594, 28.
(14-38)
Sant Peter
Ibid. Nr. 89 [p. 15-16 zusätzliche Erklärung in unserer Hs.: von der marter]. Vide Codd. 585, p. 17; 594, 40.
(96-107)
Sant Arbogast Kunze, ELA II (1983), Nr. 3 [sinngemäss identisch]; Incipit bei Williams-Krapp, Legendare (1986), p. 393. Vide Cod. 602, p. 391b.
(108-115)
Von sant Appollynarius Williams-Krapp, ELA I (1980), Nr. 97. Vide Cod. 602, p. 395b.
(337-361)
Von den hochziten
Ibid. Nr. 166 [Allerseelen].
(361-378)
Von dem kaisser Tiranno [St. Eustachius]
Ibid. Nr. 164; unser Explicit angefügt.
(378-393)
Von Florencius
Ed. nach unserer Hs. Medard Barth, Der hl. Florentius, Bischof von Strassburg, Strassburg 1952, Anhang I, p. 302-305; Williams-Krapp, Legendare (1986), p. 411; Kunze, ELA II (1983), Nr. 4.
(394-395)
[Die vier Gekrönten] Williams-Krapp, ELA I (1980), Nr. 167.
(395-398)
Von Thodorus
Ibid. Nr. 168; Schlussatz in unserer Hs. angefügt.
(398-414)
Von sancto Martino
Ibid. Nr. 169 (in diversen Fassungen).
(500-512)
Von dem kung von persain (Jakobs Enthauptung)
Ibid. Nr. 176 [Jacobus intercisus]
(512-518)
Die junger der hailgen zwelf botten (Saturninus)
Ibid. Nr. 174 [Saturninus].
(518)
Von kaiser HainrichNach dem dritten kaiser otten … [nur 3 Zeilen Vita] … durch alle land die vnder sinen gew // …
bricht ab. Kunze, ELA II (1983), Nr. 2; Williams-Krapp, Legendare (1986), p. 418. Vide Cod. 602, p. 379a.
Entstehung der Handschrift: Herkunft aus Frauenkloster wahrscheinlich.
Erwerb der Handschrift:
Mit der Hss.-Akquisition Nepomuk Hauntingers 1780-1792 an StiBSG (cf. Cod. 1285, p. 11).
Bibliographie:
Zur Hs. und zum Corpus vgl. Kunze, Überlieferung (1970), p. 273;
Vgl. auch Williams-Krapp, Studien (1976), bes. p. 291-298, sowie ELA I-II (1980-1983);