Solothurn, Zentralbibliothek, Cod. S 160
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Schönherr Alfons, Die mittelalterlichen Handschriften der Zentralbibliothek Solothurn, Solothurn 1964, S. 3-4.

Titre du manuscrit: Deutscher Psalter
Période: 15. Jahrh. (Anfang)
Support: Pap. Wasserzeichen (ohne vorderes Schmutzblatt, das erst bei der Buchrestaurierung eingesetzt wurde): 1. Ochsenkopf mit Stab und Stern (ähnlich Briquet 14925-14927); 2. Ochsenkopf mit Kreis, Stab und Stern (bei Briquet nicht verzeichneter Typ aus der Zeit um 1400).
Volume: 187 Bl.+ III
Format: 21/15 cm
Numérotation des pages: Blattzählung mit arabischen Rektozahlen. Die Hs. wurde bei der Katalogisierung durchfoliiert.
Composition des cahiers: Sexternen mit Reklamanten.
Etat: Titelblatt (1. Bl. der 1. Lage) verloren; zwischen 84/92 sieben stark beschädigte Bl. (restauriert).
Mise en page: Schriftrahmen und (19) Schreiblinien in zarter brauner Lineatur; Zirkelstiche.
Type d'écritures et copistes: Gotische Textur (littera textualis) aus einer Hand (Frauenhand).
Décoration: Lateinische Psalminitien rot (schwarze Leitworte am Rand); sämtliche Versanfänge mit roten Unzialmajuskeln; für die einzelnen Hauptabschnitte (Matutin) große rot (1r. 56v rot-schwarz) kalligraphierte Initialen.
Ajouts: Vereinzelte deutsche Randglossen aus Hand saec. XV.
Reliure: Heller unverzierter Wildlederband auf Holz (restauriert 1953), an den Schmalseiten leicht abgerundet. Rücken dreibündig; hanfumzogenes Kapital. Zwischen 65/66, 76/77, 123/124 und 147/148 Lagenfalze aus lateinischer Pergamenthandschrift (Legendarium?) saec. XII aus dem Oberrheingebiet. Die Lagenfalze zwischen 87/88, 99/100, 111/112, 135/136, 159/160 und 171/172 aus Verschnitt einer deutschen Zürcher Pergamenturkunde des 14. Jahrhunderts: Magister Ulrich Fink (hier Vinko korrigiert aus Finko), Chorherr und Cantor der Propstei verkauft Adelheid Pfisterli näher bezeichnete Hofstatt in Zürich (datiert: 1352; mehrere genannte Zeugen). Der Aussteller nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Zürcher Chorherrn Ulrich Fink († 1357). Die ursprünglichen Ansetzfälze (Bruchstücke aus lat. kanonistischer Pergamenths. saec. XIII/2, jetzt Sammlung Fg) bei der Einbandrestaurierung gelöst und durch provenienzfremde Pergamentspiegel ersetzt. Vom Vorderdeckel ausgehende Langriemenschließe erneuert.
Sommaire:
Liturgischer Wochenpsalter zum Gebrauch für Dominikanerinnen; ohne Ordinarium officii. - Auf dem Gebiet der deutschen Psalmenübersetzung gebührt den mittelalterlichen Dominikanerinnenklöstern besonderes Verdienst.
  • (Bl. 1r) [Psalterium feriatum dispositum per hebdomadam] (Chorherrenkurs). Ohne Überschrift [Zur Mette am Sonntag. Ps. 1].
    >Beatus vir< (die lateinischen Anfangsworte jedem Psalm als Rubrum vorangestellt). Selig ist der man, der nu̍t abegieng in dem rat der u̍belen
    • (27v) >Hie vahet an Mentag metti [Ps. 26]. Dominus illuminacio.< Got ist min erlu̍chtunge …–… (163v) alle geiste lobent got [= Ps. 150].
    Vorliegende Textfassung bei W. Walther, Die deutsche Bibelübersetzung im Mittelalter 3 (1892) nicht klassiert.
  • Daran:
    • 1. (163v-182r) Die Cantica des Breviers [Canticum Isaiae = Is. 12, 1-6].
      Confitebor tibi Domine. Ich iehen dir, herre, wan du zornig u̍ber mich bist …–… vnd ein ere dins volkes ysrahel [= Canticum Nunc dimittis].
      Zum deutschen Text dieser biblischen Cantica vgl. besonders ZdA 8 (1851) 120-145.
    • 2. (182r-187r) Heiligen-Litanei (deutsch, mit Dominikus, Konrad, Felix und Verena).
    • 3. (187r-v) Oratio [de Beata] Protege Domine. Heere, erhörre vnd beschirme vor allen vigenden sicher.
Origine du manuscrit: Die Herkunft der vorl. Hs. aus dem (1525 aufgehobenen) Dominikanerinnenkloster Oetenbach, als dessen Prokurator der oben erwähnte Chorherr Ulrich Fink zeitweise fungierte, sehr wahrscheinlich. Anderseits ließe sich die Hs. auf Grund bestimmter Indizien auch in das ebenfalls 1525 aufgehobene Dominikanerinnenkloster St. Verena in Zürich lokalisieren. Über dieses Frauenkloster siehe besonders Nova Turicensia (1911) 102-120.
Provenance du manuscrit: (1r) Titel aus Hand des Solothurner Chorherrn (seit 1653) und Bibliophilen Werner Gotthard: Die psalmen in teütsch (vgl. S 451); aus identischer Hand das Verbalexlibris (ebd.): Spectat ad Bibliothecam Collegiatae Ecclesiae sancti Ursi mit alter Standortsignatur der Kapitelsbibliothek (A1). Vgl. dasselbe Exlibris z.B. in S 438 und S 1247.