St. Gallen, Stiftsbibliothek, Cod. Sang. 729
Mordek Hubert, Bibliotheca capitularium regum Francorum manuscripta. Überlieferung und Traditionszusammenhang der fränkischen Herrschererlasse, Monumenta Germaniae Historica, München 1995, S. 668-670
Place of origin: Frankreich (wohl Nähe des Hofes)
Date of origin: 9. Jh., 1. Viertel
Support: Pergament
Extent:
203 foll.
Format: 230 - 235 x 155 mm
Foliation: Paginiert 1-404, 49a, 49b.
Collation: (III -1)10 + (IV - 2)22 + 11 IV196 + (IV - 1)210 + 2 IV242 + (V - 1)260 + IV276 + III288 + 2 IV320 + (IV - 1)334 + 4 IV398 + (II -1?)404.
Page layout:
175 x 100 -105 mm, 20-25 Zeilen.
Writing and hands:
- Karolingische Minuskel, mehrere Hände.
- Auf zwei Seiten der Papierschutzblätter vorn Inhaltsverzeichnis von der Hand des St. Galler Benediktiners Ildefons von Arx († 1833), der zuletzt als Stiftsbibliothekar fungierte.
Decoration:
- Rubriken (meist Unziale, auch Capitalis rustica) und Initialen rot oder in brauner Texttinte, Teil 3 am Anfang (p. 335) mit gelblichen Füllungen;
- rote Zahlen.
Additions:
Kustoden für Teil 1: III (22) bis q. XVII (242), z. T. beschnitten, z. T. rot, XVIII (260) kaum noch zu erkennen; Teil 2: q. I (276) bis q. III (304); Teil 3: q. I (350) bis IIII (398), teilweise abgeschnitten. Nach Ausweis der Kustoden fehlt die erste Lage.
Binding:
Brauner Schafsledereinband (mit Zierprägung) um Holz mit Schließe (karolingischer Originaleinband). Rot umrandetes Rückenschild aus Papier mit der Aufschrift (19. Jh.): Breviarium Alaricianum. Restauriert im März 1976 von Louis Rietmann & Co., St. Gallen.
Contents:
3 Teile:
pp. 1-260,
261-334,
335-404
.
Cod. St. Gallen 729 gehört zu jener Gruppe von Rechtshss., die B. Bischoff einem hofabhängigen Skriptorium unter Ludwig dem Frommen zuschreibt, siehe oben bei Cod. Paris Lat. 2718.
Den ersten, größten Teil der Hs. füllt römisches Recht der Epitome Aegidii der Lex Romana Visigothorum. Nach Krusch bildeten die folgenden Blätter mit Lex Salica, Decretio Childeberti II und Lex Alamannorum ursprünglich einen eigenen Codex. Auf jeden Fall lassen sich codicologisch und inhaltlich drei Teile unterscheiden, von denen zumindest die beiden letzten mit dem Germanenrecht zusammengehören. Vielleicht war von Anfang an ein einziges Werk geplant.
In der Komposition der Texte läßt sich Cod. St. Gallen 729 mit dem älteren Cod. St. Gallen 731 vergleichen.
Cod. St. Gallen 729 gehört zu jener Gruppe von Rechtshss., die B. Bischoff einem hofabhängigen Skriptorium unter Ludwig dem Frommen zuschreibt, siehe oben bei Cod. Paris Lat. 2718.
Den ersten, größten Teil der Hs. füllt römisches Recht der Epitome Aegidii der Lex Romana Visigothorum. Nach Krusch bildeten die folgenden Blätter mit Lex Salica, Decretio Childeberti II und Lex Alamannorum ursprünglich einen eigenen Codex. Auf jeden Fall lassen sich codicologisch und inhaltlich drei Teile unterscheiden, von denen zumindest die beiden letzten mit dem Germanenrecht zusammengehören. Vielleicht war von Anfang an ein einziges Werk geplant.
In der Komposition der Texte läßt sich Cod. St. Gallen 729 mit dem älteren Cod. St. Gallen 731 vergleichen.
-
1-260
Epitome Aegidii der Lex Romana Visigothorum
- ed. Hänel, S. 3-452.
- zur Hs. S. LXXVIII f.
-
Auf neuer Lage folgt von anderer Hand: 261-328
Lex Salica
(Klasse E), Titelverzeichnis, Langer Prolog und Text
- MGH LL nato Germ. 4, 2, S. 3-171.
- Sigle E 14.
- zur Hs. MGH LL nato Germ. 4, 1, S. XVII.
-
328-334
Childeberti II decretio
(a. 596):
>incpt. decretum hildeberti. hildebertus rex fra<n>corum uir inluster.<
Cum in (in nachgetragen) dei nomine nos omnes kl. martias …–…
colonia feliciter
- MGH Capit. 1, NI. 7, S.15 Z.14 - S. 17 Z.27.
- W. A. Eckhardt, Decretio Childeberti, S. 29-47, Version E.
- MGH LL nato Germ. 4, 2, S. 175-189.
-
334
Lex Salica
Epilog
- W. A. Eckhardt, Decretio Childeberti, S. 48-51.
- MGH LL nato Germ. 4, 2, S. 189, 191.
-
Mit neuer Lage und anderer Hand beginnt: 335-404
Lex Alamannorum
(Klasse A), Text bis Titel 97, 2.
- MGH LL nato Germ. 5, 1, S. 62-156.
- Sigle A 10.
- zur Hs. S. 13.
Provenance of the manuscript:
Die Hs. ist bereits im ältesten St. Galler Bibliothekskatalog (Mitte 9. Jh.; siehe Cod. St. Gallen 728) verzeichnet: LEX theodosiana. Lex ernogeniana. LEX papiani. LEX francorum. LEX Alamannorum. In uolumine I (
MBK 1, S. 79 Z. 21 f.; Abb. bei Duft, Die Abtei St. Gallen 1, Abb. 27). Sie kam im 16. Jh. in den Besitz der Familie Tschudi (Schloß Greplang) und wurde 1768 mit dem Nachlaß Aegidius Tschudis vom Stift zurückerworben. Alte Signatur (p. 1 unten): N. 97
(Nachlaß Tschudi).
Bibliography:
- G. Scherrer, Verzeichniss der Handschriften der Stiftsbibliothek von St. Gallen (Halle 1875) S. 235 f.
- K. Christ, Karolingische Bibliothekseinbände, in: Festschrift Georg Leyh (Leipzig 1937) S. 94 u. ö.
- G. D. Hobson, Same Early Bindings and Binders' Taols (Separatdruck aus den Transactions of the Bibliographical Society, The Library 1938, Landon 1938) S.215, 217.
- E. Kyriss, Vorgotische verzierte Einbände der Stiftsbibliothek St. Gallen, in: Gutenberg-Jahrbuch 1966, S.323, 325.
- MGH LL 1, S. XIX.
- Pardessus, Lai Salique, S. LXIII
- H. Hattemer, St. Gallen's altteutsche Sprachschätze. Denkmahle des Mittelalters (St. Gallen 1844) S. 350 ff. u. ö.
- MGH LL 3, S. 2 f.
- MGH Capit. 2, S. XXX.
- Mommsen, Theodosiani libri XVI, Bd. 1, 1, S. CI.
- Krusch, Lex Bajuvariorum, S. 314, 323 u. ö.
- Ders., Neue Forschungen, S. 177 -180.
- K. A. Eckhardt, Lex Salica. 100 TitelText, S. 12.
- Ders., Leges Alamannorum I, S. 10 f.
- W. A. Eckhardt, Decretia Childeberti, S. 17 f.
- Kottje, Lex Alamannorum, S. 373, 376.
- McKitterick, The Carolingians and the written ward, S. 43, 49 Tab. A., S. 57.
- Dies., Zur Herstellung von Kapitularien, S. 10 f.
- K. Wegelin, Nöthige Bemerkungen nach angestellter Vergleichung etlicner Handschriften der St. Gallischen Stiftsbibliothek, in: Archiv 6 (1831-1838) S. 479 - 481.
- H. Brauer, Die Bücherei von St. Gallen und das althochdeutsche Schrifttum (Hermaea 17, Halle [Saale] 1926) S. 41.
- Duft, Die Abtei St. Gallen 1, S.173.
- Krusch, Neue Forschungen, Taf. VII (p. 335).
- Beiträge zum frühalemannischen Recht, hg. von C. Schott (Veröffentlichungen des Alemannischen Instituts Freiburg i. Br. 42, Bühl/Baden 1978) Abb. 5 und Rückendeckel (p.335).
Katalog
Literatur
Abbildung