St. Gallen, Stiftsbibliothek, Cod. Sang. 1908
Scarpatetti Beat Matthias von, Die Handschriften der Stiftsbibliothek St. Gallen, Codices 1726-1984 (14.-19. Jahrhundert) Stiftsbibliothek St. Gallen 1983, S. 178-182.
Titolo del codice: Geistliche Predigten und Reden · Der , Das Buch von den sechs Namen des Fronleichnams
Luogo di origine: Benediktinerinnenkloster Hermetschwil (Aargau)
Datazione: 14. Jh.
Supporto materiale: Pergament
Dimensioni:
252 pp.
Formato: 15/15,5 x 10,5
Numerazione delle pagine: Neue Paginierung. Die ersten sechs bzw. sieben Lagen von zeitgenössischer Hand römisch numeriert (p. 1-140, der von der Hand I geschriebene erste Teil).
Composizione dei fascicoli: Sexternionen, ausser VII23-48, nach p. 16 oder 18, nach p. 24 oder 30 ein Bl. herausgeschnitten, nach p. 88 zwei, VII93-140, nach p. 206 drei Bl. herausgerissen, das letzte Blatt nach p. 252 herausgeschnitten. Die erste Lage, vermutlich ein Sexternio, fehlt.
Disposizione della pagina:
- I: einspaltig 11,5/13 x 7,5/8, 26-30 Z., Liniierung Tinte und Griffel.
- II: einspaltig 11/11,5 x 8/8,5, 24-26 Z., Liniierung Tinte.
Tipo di scrittura e mani:
Zwei Teile, von je einer Hand geschrieben. Beide Teile in kleiner Textualis des 14. Jhs. von wechselnder Formenstrenge, I mit feinerer Feder und weniger diszipliniert, gegen Schluss auch Vernachlässigung der Einrichtung, II gedrungener und qualifizierter. Eine dritte Hand, vielleicht die der Lagennumerierung, notiert p. 214 in einer Marginalie das Ende des Fronleichnams-Buches.
Decorazione:
- I: keine Init., jedoch gelegentlich 1- bis 2-zeilige Aussparungen.
- II: Zu Textbeginn vereinzelt primitive 2-zeilige rote Init.
Legatura:
Einband 14. Jh., braunes Leder auf Holz, Streicheisenlinien und einfache Stempel, eine Schliesse von hinten nach vorn schliessend, abgefallen, evtl. roter Schnitt. Auf dem pergamentenen Spiegelblatt vorne Notizen vermutlich aus zeitgenössischem Zinsbuch über Güter in banno zellenberg. Dazwischen von späterer Hand: Casparus Guman Burger zbremgarten het das buoch (Besitzeintrag?), weiter unten: Casparus gumann x 60. Auf dem hinteren stark abgefriffenen Spiegelblatt deutscher Kommentar, Betrachtung oder Predigt über einen AT-Text, evtl. Psalterium, von einer Hand ähnlich I.
Contenuto:
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1-140
[Hermetschwiler Predigten]
- (1) [Zum Kreuzesleiden Christi, Fragm. (Ende)] … wir ierliches in vnser gedenknvsse nemen die chlegde der marter …–… wir sien worden ein chleines voͤlkelin ane vater. vnd dar vmbe so lesen wir die klage Jeremias. Von disem vater ist geschriben in ecclesiasten. iij°. capitele. das gerihte dez vaters. her vber sprichet die glose. welhes vaters. daz ist vnsers vaters. vnsers herrn gottis daz hoͤrent ir lieben svne.
- (1-9) [Zum Sterben Christi] [J]esus der riefe mit grozzer stimmen. vnd neigte sin hovbte. vnd gap vf sinen geist. Bi der marter vnsers herren ihesu christi sint ze merkenne fvnf sache …–… Wan si den glovben der christenheit alleine behilte. mit welhein glovben wir nv behalten mvͤzzen werden. dez helf vns got. Amen.
- (9-23) [Zum Advent] [D]o die volheit der zit komen waz Do sant got sinen son. vnd wart geboren … An disen worten dez apostels. svlen wir merken alrmeist vier stvke …–… vnd vmbe daz so habent sich vmbevangen vnder ein ander vnd gehalsen. die gerehtikeit vnd der vride. vnd sind vber ein komen.
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(23-35)
[Zu Epiphanie]
[I]r svlent wissen. daz man hvte begat die erschinvnge vnsers herren. vnd niht begat man alleine ein erschinvnge. svnder man begat. drivelticlich erschinvnge …–…
daz ist daz er mit minnen oder von minnen die si zvͦ im hat lihtlich si fvͤret vnd lichticlich freit waz er ir arbeit erzeiget. vnd smerzen.
Die drei Predigten pp. 1-35 herausgegeben und dem 13. Jh. zugewiesen von F. Pfeiffer, in Germania 7, 1862, p.330-350, mit zahlreichen Freiheiten und Fehlern, vgl. Muschg, Mystik, p. 421. - (36-40) [Über den Frieden] Es sprichet. Sant paulus. swer. der ist. der niht friden hat … Nvͦ beweget vns zvͦ disem vriden die menige. der engel …–… vnd do ich. mit vridlichen. redde. do vahten si mich vergebens an. daz ist sv kriegten wider mich gar ane alle schvlde.
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(41-56)
[Über die Gottesminne]
[I]r toͤhter von ierusalem. Jr svlen sagen minen geminten, daz ich sieche bin von minnen. Hie ist ze merken, Daz man disv wort mag sprechen. in der personen vnsere vrowen die die svfzete …–…
aber swa daz ist daz der mensche niht grozzv werke werket. oder vil gvͦter werke. daz wissent. daz da dv minne niht en ist.
Ruh, Bonaventura deutsch, p. 171 Anm. 2. - (56-60) [Von ungeordneter Furcht und minne] [V]on der vngeordenter vorhte. vnd ovch von der vngeordenter minne. so sprichet Sant Augustinus. vber ein wort daz stat geschriben …–… vnd der verolerten menscheit ihesu christi. in der gebrvchvnge. der hoher driveltikeit. Daz verlihe vns. der vater. vnd. svn. vnd der heilig [sic].
- (61-68) [Über die Freude] [V]were vroͮde. die sol nieman von vch neme … Nv ist die vrode ze merkenne in drierhant wise …–… oder von der seilkeit dekeines engels. vnd vnzel ch mer.
- (68-75) [Die drei Staffeln der Gottesminne] [D]az ist hie zemerken. das er sprichet vil. oder zevil. Sit daz der niht mer geminnen mag …–… vnd also vesticlichen. daz wir zvͦ dem meister Sant peters. von der helfe Sant peters. koͤmen mvgen. dez helf vns der da gesegnot ist ewiclich.
- (75-90) [Über Einkehr und Reue] [N]v sehent. vnd wachent. vnd bettvnt. Nv wissent. daz der. der ellv din sieht …–… die gantze. vnd gewarig bvͦzze. oder gewarig rvwen gehebt haben.
- (90-101) [Über Reue und Trost] [S]elig sint die. die da weinent oder clagent. wan sv svlen getroͤstet werden Nv merkent. Daz ros. daz da vngezemet ist daz machet man zam mit geissel siegen …–… so versvͤnt er ovch die andern. also die er in sin gnade enphangen hat.
- (102-113) [Von der Nachfolge Christi] [V]nd habent ir gehoͤrt min lieben brvͤder. daz von einer einigen stimmen. christi wort daz er sv hiezze. daz sv liezzen ellv ding vnd im volgten …–… christus selber sprichet. Jr svlent minnen vwer viende. vnd tvͦn den wol. die vch vbel tvͦnt.
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(113-125)
[Über die Sinne und die Betrachtung]
[J]r svlent wissen daz die engele lazzent oder werfent die boͤsen menschen in den kemi des foͤweres …–…
Also sprichet Job. Daz gerihte hat er gegeben. oder bevolhen. den armen.
Ruh, Bonaventura deutsch, p. 171 Anm. 2. - (125-133) [Von der Tochter Sion und ihrem Bräutigam] [D]ie minnent sel sprichet. Ziere din brvt bette. syon. Ein ieklich getrvwe sele. die sol sin. ein syon …–… Nv bitten vnsern herren. Daz wir also ordenen. vnd enalon.
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(133-139)
[Zu Corpus Christi]
[J]r svlent wissen. Daz vnsers herrn lichamen ist ein gewarv spise. Vnd ein widerbringvnge aller menschlicher chrankeit …–…
wan alleine wie daz er sich alle zit sich keren mvge zvͦ dem goͤtlichen wesen.
Gedruckt bei Merzdorf, Mönch von Heilsbronn (s. u.), in Fussnote p. 20f. - (140) [Zu demselben, Fragm.] [N]v merkent zvͦ dem andern male. Waz gnaden der menschen enphale. von vnsers herren lichame …–… zvͦ dem andern male so ist ze merken. Waz … // [bricht ab].
- Die gemäss der wiederholten Anrede liebe bruͤder an einen männlichen Zuhörerkreis oder Konvent gerichteten 14 Predigten werden in Verfasserlexikon 32 (1981), col. 1120f. (K. Ruh) erstmals gesamthaft als Zyklus betrachtet und mit "Hermetschwiler Predigten" bezeichnet; die vorliegende Hs. ist die einzige bisher bekannte Textquelle.
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141-214
Die Red von dem Sacrament [Der ] , Das Buch von den VI Namen des Fronleichnams
Gottes <genade> [gestrichen] licham heizet gvͦtu genade. vnd gabe. vnd ein spise. vnd gemeinsami. vnd ein opher. vnd ein heliket …–…
also dz es zvͦ eim mal niemer enpfangen wirt denne mit gnaden.
Herausgegeben von Th. Merzdorf, in Der Mönch von Heilsbronn, Berlin 1870, p. 5/6-66, unter Beizug der vorliegenden Hs. (Sigle G), cf. Einleitung p. XIX-XXI. Zum Mönch v. H. Verfasserlexikon, 31 (1943), col. 427-431; (E. Krebs), mit 27 Hss. des Fronleichnams-Traktats, worunter der vorliegenden, und weiterer Lit., ferner D. Asmussen, Das Buch der Sieben Grade des Mönches von Heilsbronn, Diss. Heidelberg 1965. -
214-252
[Geistliche Reden]
- (214-217) [Über Gott in allen Dingen] Sant agustinus fraget dur der lute gnade vnd selde vnd beriht oͮch nach der age vnd sprichet wz ist got der ob allen dingen ist …–… Da von sprichet hugo de sancto victore O sele min swaz dv minnest in dez glichnusse wirt dv gebildet zem zehende male machet si den Menschen got anhaftent an vnderscheiden vnd da von sprichet sant paulus wer scheidet vns von goͤtlicher minne das tvͦt enkein gebreit noch der stat amen.
- (217-219) [Über Gottes Liebe zu den Menschen] [G]ot hat den Menschen fiep sunderlich vmbe dru dinc daz eine daz er ist ge ossen von himelschem lande …–… dich fluhet bekorunge sunder loͤse vns von vbel dv stoͤrest alles vbel amen.
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(219-233)
[Unterweisung in der christlichen Lehre und Erklärung der Irrlehren]
In medio ecclesie dise wort stant geschriben i[n] ecc[lesi]astico vnd vnd [!] sprechent also zvͦ betute er tet sinen munt vf in der kristenheit vnd vnser herre erwelte in mit dem geiste der wisheit …–…
herre wenne bliken wir dine wunden an in gemeinlicher minne swen der ture koͮfschaz mines rose varwen bluͦtes in vch verderbet aller creature minne ais si oͮch min vatter allezit an bliket in gemeinlicher minne amen.
Auch in StiBSG Cod. 1033, f. 236v-241v, vgl. Ruh, Bonaventura deutsch, p. 282. - (233-249) [Tugendlehre] [D]is sint der heiligen spruche. S. augustinus der sprichet ein anevanc aller wisheit daz ist gottes worhte aber sprichet er wer der ist der got rehte vnd wislich furhtet …–… ach liebv froͮwe waz hast dv denne erbeit erlitten do sprach si also muͤssen alle die tvn die erwelt sint in himelriche amen.
- (249-251) [Ein Gebet und seine zwanzig Nutzen] Dis ist ein gvͦt gebet Jch bitte dich herre daz dv vns gebest …–… behuͤten vor allen sinen vigenden Swer dis gebet b ne treit dem geschehe niemer leit amen.
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(251-252)
[Geistliche Lehre]
(Fragm.)
[S]ant augustinus sprichet der mensch der hie inp nden wil gottes heinli [? = Heimlichkeit?] der sol sinen wi en ane vnderlas binden …–…
Es sprichet ein meister sunde die der gvͦte mensch tvt … //
[bricht ab].
"Bischof Albrecht", wohl , u. a. Bischof von Regensburg, †1280, die jüngste von allen zitierten Autoritäten (vgl. z.B. p. 252); Abfassung daher ab zweiter Hälfte des 13. Jhs. Zur Hs. Muschg, Mystik, p. 233f., 421, 429.
Origine del manoscritto: Der Band stammt aus dem Benediktinerinnenkloster Hermetschwil (Aargau). Besitzeintrag von Hand C. J. Greiths auf vorderem Spiegelblatt: Hermetschwyl 1852. In StiBSG seit 16. September 1930 als Depositum der bischöflichen Bibliothek St. Gallen.