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  • Euw Anton von, Die St. Galler Buchkunst vom 8. bis zum Ende des 11. Jahrhunderts, Band I: Textband, St. Gallen 2008 (Monasterium Sancti Galli, Bd. 3), S. 553-556, Nr. 167.
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  • Scherrer Gustav, Verzeichniss der Handschriften der Stiftsbibliothek von St. Gallen, Halle 1875, S. 50.
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St. Gallen, Stiftsbibliothek, Cod. Sang. 135
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Euw Anton von, Die St. Galler Buchkunst vom 8. bis zum Ende des 11. Jahrhunderts, Band I: Textband, St. Gallen 2008 (Monasterium Sancti Galli, Bd. 3), S. 553-556, Nr. 167.

Titolo del codice: Prudentius: Carmina
Luogo di origine: St. Gallen
Datazioni:
  • 10. Jh.
  • und 3. Viertel d. 11. Jh.
Catalogue number: 167
Dimensioni: 527 pp.
Formato: 23 x 16 cm
Composizione dei fascicoli: Zumeist Quaternionen, p. 428-439 = Ternio, p. 503-527 = 2 Ternionen, in der Psychomachie ist eine Lage verbunden, richtige Reihenfolge: p. 384-403 (Praef. u. V. 1-274), p. 408-421 (V. 275-533), p. 404-407 (V. 534-599), p. 422-439 (V. 600-915)
Disposizione della pagina: Schriftspiegel 16 x 12,5 cm, einspaltig zu 23 Zeilen.
Tipo di scrittura e mani: karolingische Minuskel von mehreren gleichzeitigen Schreibern, mit Interlinearglossen, gleichzeitig mit dem Text
Decorazione:

Zu den Anfängen der einzelnen Bücher zum Teil Initialen in Minium, ebenso die in Rustica geschriebenen Titel. Zur Psychomachie ursprünglich im Schriftspiegel ausgesparte Bildräume, später mit ihn überschreitenden Zeichnungen illustriert, diese in Purpur-, Braun- u. Minium-Federzeichnung, teilweise laviert, einige Bilder später mit Zinnoberrot verstärkt.

Contenuto:
Inhalt u. Schmuck:
  • p. 1-125 später hinzugebunden, Verschiedenes, u. a.
    • (p. 4-98) Isidor: Quaestiones in Vetus Testamentum
    • (p. 101) leer, Bibliotheksstempel
    • (p. 102-125) Papierlage, leer. Vorspann insgesamt wohl 13. Jh.
  • p. 126-141 Prudentius: Cathemerinon , unvollständig, Inc.: Hymn. VII, V. 92
    • (p. 141) >Finit I liber Ymnorum Prudentii<
  • P. 141-275 Prudentius: Peristephanon
    • (p. 141) ΠΕΡCTEΦANWN EIUSDEM SECVNDVS LIBER INCIPIT usw.
    • (p. 142) Scripta sunt celo duorum
  • p. 275-280 Prudentius: Cathemerinon, Hymnus XI u. XII
  • p. 280-281 Epilogus
  • p. 281-290 Prudentius: Dittochaeon: Vetus testamentum, Adam et Eva
  • p. 290-338 Prudentius: Apotheosis
    • (p. 290) LIBER ΛΠOΘEOCIS INCIPIT ID EST DE DIVINITATE. Est tria summa Ds. trium specimen.
  • p. 338-384 Hamartigenia
    • (p. 338) Incipit amartigenia id est de origine peccatorum liber, Praefatio

    p. 339 F(ratres ephobi fossor et pastor dyo), aus dem einfach geknoteten Fuß wächst ein Doppelblatt mit Blüte, der Schaft in der Mitte von einer dreiblättrigen Schnalle zusammen gehalten, aus dem Knoten der Krone wächst ein Blattwedel mit Palmettblättern u. einer nach unten hängenden Blüte.

  • p. 384-439 Prudentius: Psychomachia mit Prolog
    • (p. 384-387) Praefatio libri Ψixomachiae. Senex fidelis prima credende via est
    • (p. 387) Invocatio ad Dm. X(pe. graves hominum semper miserate labores), dem rechten Diagonalschaft entwachsen als Binnenmotive vier Blätter, der linke Schaft ist durch einen Schlitz in der Mitte des rechten hindurch gezogen
    • (p. 388) (unten) Fides (V. 21-39), in der Mitte mit entblößter Brust u. erhobenen Händen, stellt sich dem alten Götterglauben, der mit Lanzen auf sie eindringt, links zuschauende Frauen, Bodenwellen, Bäume (V. 27-28); (p. 389 in der Zählung übersprungen)
    • (p. 390) oben Fides (V. 30-40), triumphiert über die Feindin, tritt ihr mit der Ferse in die Kehle u. erwürgt sie mit dem Kopftuch, rechts zuschauende Frauen, eine als Rückenfigur
    • p. 391 Cultura Deorum, Pudicia (V. 40-45, 49-50, 58-97; 98-108), zweizonig, oben: Libido stürmt mit einer brennenden Fackel auf Pudicia ein, sie wehrt sich mit dem Schild u. hält in der Rechten einen Stein, der Libido treffen wird, unten: Pudicia spricht zu der mit dem Schwert durchbohrten Libido, rechts reinigt Pudicia ihr Schwert im Felsquell des Jordans u. weiht es am Altar «catholico in templo divini fontis» (V. 107-108)
    • p. 395 Patientia u. Ira (V. 109-177), ganzseitig u. zweizonig, oben: links Patientia in Panzerhemd u. Helm, wird von Ira mit Pfeilen u. zerbrochenem Schwert angegriffen (V. 125-142), rechts spricht Patientia zu Ira, die, vom eigenen Giftpfeil durchbohrt, stirbt (V. 137-142), unten: Patientia verheißt Job, der von den Lastern mit Pfeilen verfolgt wird, Ruhe nach dem langen Kampf (V. 103-170), Ecktürme u. Bäume
    • p. 399 Humilitas u. Superbia (V. 178-309), rechts Superbia in wehender Chlamys, auf dem mit einem Löwenfell gesattelten Pferd, spricht zu Humilitas, in deren Rücken Spes als geflügelter Engel steht (V. 178-196)
    • p. 400 Superbia u. Fraus, Humilitas u. Spes (V. 253-283), zweizonig, oben: Fraus gräbt einen Graben, in den das Pferd der Superbia stürzt (V. 257-273), unten: Spes reicht Humilitas das Schwert, mit dem sie die gestürzte Superbia enthaupten soll, diese sitzt vor ihr am Boden, Superbia fasst ihren Haarschopf (V. 274-283)
    • p. 411 Sobrietas u. Luxuria (V. 327-420), zweizonig, oben: die Anhängerinnen der mit dem Kreuzstab bewaffneten Sobrietas laufen zu der in der Quadriga heranstürmenden Luxuria über (V. 340-350), unten: Luxuria wird von Sobrietas mit dem Kreuzstab besiegt u. stürzt rücklings aus der fliehenden Quadriga (V. 408-420)
    • p. 412 Die Töchter der Luxuria fliehen (V. 433-453), Amor, mit der Linken sein Kleid bis zum Oberschenkel lüftend, schreitet auf eine Stadt zu u. sieht sich nach Jocus u. Petulantia um
    • p. 419 Trauer der Tugenden u. Folgen der Laster (V. 450-479), zweizonig, oben: links sitzen drei Tugenden in Trauer über die Folgen der Laster (V. 450-453), neben dem Baum sammelt Avaritia zerstreute Goldmünzen auf (V. 454-463), unten: Mord u. Plünderung als Folgen der Avaritia, links ein Enthaupteter u. sein Mörder, der sein Schwert in die Scheide steckt, rechts ein zu Boden gestürzter, dem ein Plünderer den Gürtel abschnallt (V. 464-479)
    • p. 420 Ratio (V. 505-508), Avaritia greift mit der Lanze die mit Schild u. Kreuzstab bewehrte Ratio an, in deren Rücken drei Priester stehen
    • p. 405 Avaritia (V. 551-572), drei Priester folgen der Avaritia, die ihnen als Tugend verkleidet voran schreitet; rechts außen winkt dann Avaritia mit dem Geldbeutel (V. 551-565)
    • p. 406 Avaritia u. Operatio (V. 580-605), zweizonig, oben: Operatio verteilt Geld u. Kleider an Arme u. Krüppel, unten: Operatio kniet siegreich auf Avaritia, Arme, Krüppel u. Aussätzige akklamieren ihr
    • p. 423 Operatio u. die Flucht der Laster (V. 629-632), Metus, Labor, Vis, Scelus u. Fraus fliehen in zwei Reihen mit anderen Lastern vor Operatio, in der Mitte ein Baum
    • p. 425 Christus u. die Tugenden (V. 636-643), die Tugenden, teilweise als Rückenfiguren wiedergegeben, mit Concordia in ihrer Mitte, haben die Waffen niedergelegt u. akklamieren der über ihnen erscheinenden Halbfigur Christi
    • p. 426 Concordia u. die siegreichen Tugenden (V. 646-680), die Tugenden, oben zu Pferd, unten zu Fuß, ziehen unter Führung der Concordia in die (nicht zu sehende) Himmelsburg ein (V. 644-649)
    • p. 429 Die Reden der Fides u. Concordia (V. 726-749), Fides mit Kreuzstab u. Zepter u. Concordia mit Palmzweig sitzen auf einer breiten Thronbank im Gespräch, links stehen drei, rechts zwei Tugenden
    • p. 434 Der Bau des Salomonischen Tempels (nach V. 804-822), zweizonig, oben: links ein Steinmetz sitzend bei der Arbeit, rechts zwei Steinmetze sägen eine Platte aus dem Steinblock, unten: ein Steinmetz vor den Bruchsteinen stehend, rechts das Wegtragen der Bruchsteine
    • p. 435 Das Einrichten der Grundmauern des Tempelvierecks (V. 823-830), Concordia als operis consors misst mit der Messlatte das Viereck des Tempels aus, zwei Tugenden sind am Mauern, Fides steht als magistra operis daneben
    • p. 438 Das Innere des Salomonischen Tempels (V. 867-887), das Haus der Weisheit mit den sieben Säulen (V. 868-871), im Zentrum die Apsis mit der Muschelkalotte (V. 871), darunter thront Sapientia (V. 875-876) mit einem blühenden Zepter (dem Aaronstab - V. 877-887), der Tempel von vier Türmen bekrönt
    • p. 439 Dank an Christus (V. 898-915), Sapientia steht in der Mitte der zehn Tugenden, die zum Himmel schauend ihr Dankgebet an Christus verrichten, der Wolkenhimmel hat sich geöffnet, aus einem herabhängenden Tuch erscheint die Hand Gottes, ein T-Kreuz (Christus Deus - V. 910) haltend, flankiert von zwei Engelhalbfiguren, die zu den Tugenden sprechen. -
  • p. 440-526 Prudentius Contra Symmachum libri duo
    • (p. 440) Contra Symmachum A. Prudentii C. liber primus incipit. P(aulus praeco Dei), im oben u. unten spitz zulaufenden Buchstabenkörper ein Vierpass, der Bogen nach innen gefiedert, oben mit einer Blattschnalle am Schaft befestigt, an den Spitzen des Schaftes Sporangien an Fäden
  • p. 473-475 Praefatio II. lib. contra Symmachum. Simon quem vocitant Petrum
  • p. 475 Aurelii Prudentii Clementis adversus Symmachum liber posterior incipit. H(actenus et veterum cunabula), den Querbalken bilden die gelösten inneren Bänder der beiden Schäfte, sie vereinigen sich in der Mitte zu einer symmetrischen Doppelpalmette mit spitzem Vierpass in der Mitte.
Origine del manoscritto: Die von einer Hand stammenden Initialen zur Hamartigenia (p. 339), zur Psychomachie (p. 387) u. zu Contra Symmachum (p. 440 u. p. 475) weisen eindeutig in das 10. Jh. als Entstehungszeit der Niederschrift des Textes. Vergleichbare Vorbilder sind im 909 entstandenen Psalterium quadrupartitum (Bamberg, Msc. Bibl. 44 - Nr. 123) oder im Lektionar-Teil p. 62-108 sowie im Graduale-Teil p. 109-272 in Sang. 342 (Nr. 137) aus dem 2. Viertel d. 10. Jh. zu sehen. Entsprechend wird man auch die Schriften dieser u. der übrigen Teile des Prudentius einstufen u. sie in die 2. Hälfte des 10. Jh. datieren dürfen. Die vom Planer der Hs. im Text der Psychomachie von Anfang an für Bilder ausgesparten Partien brachten den Schreiber offenbar manchmal in Schwierigkeiten. Er sah sich beispielsweise auf p. 400 u. 405 gezwungen, die Verskolumnen mit dem Text zu überschreiten. Das könnte zum Schluss verleiten, die Bilder seien vor dem Text ausgeführt gewesen. Aus stilistischen Gründen kann dem aber nicht so gewesen sein, denn die Figuren u. Gesichter sowie architektonischen Einzelformen der Zeichnungen weisen, wie schon Engelmann (S. 26-27) sah, auf die Miniaturen in den Sang. 340 u. 341 (Nr. 163 u. 164) als zeitgleiche Werke u. somit in das 3. Viertel des 11. Jh. Die Hs. war demnach zum Zeitpunkt ihrer Entstehung in der 2. Hälfte des 10. Jh. unvollendet geblieben. Sie teilte damit das Schicksal des schon im 9. Jh. in St. Gallen geschriebenen Cod. Neapel, IV 668. Vorzeichnungen kann ich unter den jetzt vorhandenen nicht sehen, doch sind sie nicht auszuschließen. Die Ausführung der Bilder beruht auf der Federzeichnung in Purpur u. Minium, die oft lavierend schattiert ist. Damit stehen sie in der zum Psalterium aureum (Nr. 98) zurückführenden Tradition. Nach Stettiner war das Vorbild ein in der Karolingerzeit unwesentlich verändertes spätantikes Exemplar, aus dem dann mehrere Szenen zusammengezogen u. am Schluss bzw. am Anfang von Versgruppen zur Illustration eingesetzt wurden. Die unmittelbare Vorläuferin von Sang. 135 als illustrierte Hs. ist nicht auszumachen. Der Prudentius-Codex 264 der Berner Burgerbibliothek kommt dafür nicht in Frage.
Bibliografia:
  • Scherrer, S. 50
  • Stettiner, Prudentiushandschriften, S. 131-148, 158f., 189-192, 218, passim.
  • Merton, S. 62, 67f., Taf. LXV-LXVI.
  • Helen Woodruff, The illustrated manuscripts of Prudentius, in: Art Studies 7, 1929, Abb. 127-129.
  • Adolf Katzenellenbogen, Die Psychomachie in der Kunst des Mittelalters von den Anfängen bis zum 13. Jahrhundert, Hamburg 1933, S. 9, 25.
  • Ursmar Engelmann, Die Psychomachie des Prudentius lateinisch-deutsch. Mit 24 Bildtafeln nach der Handschrift 135 der Stiftsbibliothek zu St. Gallen, Basel/Freiburg/Wien 1959.
  • Schmuki, in: Cimelia Sangallensia, Nr. 51.
  • Kat. Idee Europa. Entwürfe zum 'Ewigen Frieden'. Ordnungen und Utopien für die Gestaltung Europas von der pax romana zur Europäischen Union. Ausstellung als historische Topographie. Katalogbuch hrsg. von Marie-Louise von Plessen, Berlin 2003, Nr. II/25 (Marie-Louise von Plessen).