Stadtschreiber Egloff Etterlin legte 1433 ein Kopialbuch mit Abschriften der für Luzern staatsrechtlich relevanten Urkunden samt den Übersetzungen der lateinischen Stücke an. Der Band ermöglichte dem Rat den raschen Zugriff auf die Texte und diente als Repertorium der im Wasserturm aufbewahrten Originale. Die Abschriften der 150 Urkunden (mit 21 Übersetzungen) geben die Texte nicht in chronologischer Abfolge wieder, sondern sind thematisch gegliedert. Sie stammen von verschiedenen Schreibern der Luzerner Kanzlei und gehen bis ins Jahr 1492. Seinen Namen verdankt der Band dem prunkvollen Einband von 1505 aus Samt und Taft über Holzdeckeln, verziert mit silbernen Buckeln und Schliessen mit dem Luzerner Wappen.
Online seit: 22.03.2017
Diese lateinische Bibel enthält die Bücher des Alten Testamentes (Oktateuch, Könige, Chroniken, Esra, Tobit, Judith, Esther, Hiob und Makkabäer). Ihnen voraus geht der Prolog von Hieronymus zur Bibel (in der logischen Reihenfolge: ff. 11, danach 13-14r; Anfang unvollständig), ein Auszug des De doctrina christiana 2, 8-9 des Heiligen Augustinus (f. 14) und der Prolog des Hieronymus zum Pentateuch (in der Reihenfolge: f. 14v dann f. 9). Einige Blätter am Anfang sind verschwunden oder nicht korrekt eingebunden; die Handschrift beginnt gegenwärtig mit Genesis 19.26. Der unvollständige Text der Genesis wird in dieser Reihenfolge gelesen: ff. 9v-10, 15-16, 12 (es fehlt : Gn 10.30-19.26), 1-8 (es fehlt : Gn 31.28-36.19), 17-26r. Desgleichen weist das Ende der Handschrift Fehler auf: der Text wird auf f. 379v von II Makkabäer 14.6 unterbrochen. Die moderne Foliierung enthält einige Fehler: 3 Blätter zwischen ff. 161 und 162 wurden nicht gezählt; die Foliierung springt von f. 188 auf f. 190 und es gibt ein f. 256a. Man findet in RIKB 8 eine blaue Initiale mit rotem Fleuronné (f. 9v), wie auch weitere, einfachere Initialen in Rot, zum Teil mit geometrischen Motiven (z.B. auf ff. 69r oder 112r). Das explicit auf f. 227v informiert uns darüber, dass diese Handschrift 1433 transkribiert wurde. Sie gehörte dem Schweizer Unternehmer Kurt Bösch (*1907 in Augsburg - † 2000 in Augsburg), Bücherliebhaber, Sammler und Mäzen, der insbesondere das Institut Universitaire Kurt Bösch (IUKB) in Brämis/Sitten (VS) gründete. 2012 spendete die IUKB mehrere wertvolle Bücher der Mediathek Wallis, darunter auch diese Handschrift.
Online seit: 22.03.2018
Cod. Sang. 1398a ist einer von acht Fragmentenbänden (d. h. Bänden, die ausschliesslich Fragmente enthalten) der Stiftsbibliothek St. Gallen. Die St. Galler Mönche Johann Nepomuk Hauntinger (1756–1823) und Ildefons von Arx (1755–1833) lösten zwischen 1774 und 1785 zahlreiche Fragmente aus den Einbänden heraus, in denen sie über Jahrhunderte als Spiegel- und Vorsatzblätter, Rücken- und Falzverstärkungen gedient hatten. In fortgeschrittenem Alter liess Ildefons von Arx die Fragmente in acht thematisch geordnete Bände einbinden und widmete diese 1822 seinem Freund Johann Nepomuk Hauntinger. Vor allem im 20. Jahrhundert fanden Forscher weitere, kleine Fragmente in Einbänden, die man herauslöste, in den bestehenden Fragmentenbänden anbrachte oder der Fragmentensammlung beilegte. Vor 1875 entnahm man Cod. Sang. 1398 121 Blätter und heftete sie in einem separaten Band Cod. Sang. 1398b ein. Der alte Band mit den übriggebliebenen Blättern erhielt die Signatur Cod. Sang. 1398a. Von 2003 bis 2004 wurde der umfangreiche Fragmentenband Cod. Sang. 1398a aus konservatorischen Gründen ausgebunden. Die Fragmente wurden (in gleicher Reihenfolge) in 14 Hefte („Ganzpapierbroschuren“) neu eingebunden. Die neue, nun massgebende Paginierung beginnt in jedem Heft bei 1 und umfasst einzig die Fragmente (ohne die leeren Papierblätter). Zitierweise (ein Beispiel): St. Gallen, Stiftsbibliothek, Cod. Sang. 1398a.1, p. 1–2 (= Cod. Sang. 1398a, Heft 1, Seite 1–2). Das 8. Heft von Cod. Sang. 1398a. enthält Fragmente aus sieben kanonistischen Handschriften und eines Logiktexts (p. 23-24). Sie stammen aus der Zeit vom 10. Jh. bis zum 15. Jh.
Online seit: 06.09.2023
Dieses hebräisch-aschkenasische Psalmenbuch im Taschenformat aus dem 15. Jahrhundert ist repräsentativ für Kopien für den privaten Gebrauch, die seltener in eigenständigen Texteinheiten erhalten sind als eingegliedert in die Hagiographie der hebräischen Bibeln oder liturgischen Handschriften. Dennoch wird diese Art der biblischen Literatur bereits in den Schriftrollen vom Toten Meer attestiert. Ausserdem enthält das Ms. Or. 159 anstatt der kanonischen 150 Psalmen nur 149, was eine der vielen, zwischen 143 und 151 Psalmen schwankenden Möglichkeiten darstellt, die man in hebräischen Handschriften des Früh- und Spätmittelalters finden kann. Schliesslich wurden zwei hebräische Handschriftenfragmente einer Esther-Rolle als Vorsatzblätter für den Ledereinband aus dem 16. Jahrhundert wiederverwendet, um dieses exquisite kleine Psalmenbuch zu schützen.
Online seit: 13.06.2019