Handschrift in dieser Sammlung wählen: B26  K111 K113  S102  79/107

Standortland:
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Schweiz
Ort:
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Zürich
Bibliothek / Sammlung:
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Braginsky Collection
Signatur:
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K112
Handschriftentitel:
Handschriftentitel
Ketubba (כתובה)
Schlagzeile:
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Pergament · 1 f. · 50 x 35.7 cm · Rom · 13. Siwan 5398 (26. Mai 1638)
Sprache:
Sprache
Hebräisch
Kurzcharakterisierung:
Kurzcharakterisierung
Die Brautleute Menachem, Sohn des verstorbenen R. Samuel Paliano, und Angelica, Tochter des Moses Paliano, gehörten zu einer der angesehensten und reichsten jüdischen Familien Roms, was auch die Mitgift von 2'500 scudi in bar und das Aufgeld von 500 scudi belegt. Zierliche Rosenranken und –blüten sowie fliegende und sitzende Vögel sind um zwei konzentrisch angeordnete Ovalfelder angeordnet. Das Familienemblem der Paliani (oder Pagliani) steht oberhalb und unterhalb des großen Ovals. Im inneren Oval steht in Goldschrift der Hochzeitsvertrag in Quadratschrift. Das äussere Oval zieren sorgfältige, volle Abschriften der Bücher Hohes Lied, Prediger und Ruth sowie traditionelle Verse und Segensprüche der Bibel. Diese Mikroschrift wird in sich verschlungenen Schriftbändern und labyrinthähnlichen Mustern kunstvoll geformt. Leopard, Adler, Hirsch und Löwe symbolisieren die Tugenden, derer sich die Juden nach Pirke Avot 5:23 im Glauben befleissigen sollen. (flu)
DOI (Digital Object Identifier):
DOI (Digital Object Identifier
10.5076/e-codices-bc-k-0112 (http://dx.doi.org/10.5076/e-codices-bc-k-0112)
Permalink:
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http://e-codices.unifr.ch./de/list/one/bc/k-0112
IIIF Manifest URL:
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Wie zitieren:
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Zürich, Braginsky Collection, K112: Ketubba (כתובה) (http://e-codices.unifr.ch./de/list/one/bc/k-0112).
Online seit:
Online seit
12.12.2019
Rechte:
Rechte
Bilder:
(Hinsichtlich aller anderen Rechte, siehe die jeweilige Handschriftenbeschreibung und unsere Nutzungsbestimmungen)
Dokumenttyp:
Dokumenttyp
Dokument
Datiert:
Datiert
1638
Dekoration:
Dekoration
Figürlich, Deckfarbenmalerei, Gold / Silber, Rand, Ornamental
Liturgica hebraica:
Liturgica hebraica
Ketubbah
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e-codices · 09.09.2019, 16:30:09

Trotz der harten Existenzbedingungen unter der päpstlichen Herrschaft konnte die seit der Antike ohne Unterbruch bestehende jüdische Gemeinde Roms ein kulturelles Leben mit eigenständiger Ausprägung entfalten. Inmitten ihres überfüllten, lärmenden Ghettos wandten die Juden grosse Summen für die Herstellung künstlerisch wertvoller Objekte auf, die bis heute bewundert werden. Die römischen Ketubbot zeichnen sich durch ihre elegante hebräische Kalligrafie und die dekorative Gestaltung aus und wirken sehr ansprechend mit ihren beliebten biblischen Episoden, allegorischen Darstellungen und zarten mikrografischen Zeichnungen.
Die Herstellung kunstvoll illustrierter Ketubbot setzte in Rom früh ein. Es sind nur zwei Exemplare bekannt, die älter sind als das hier ausgestellte von 1638. Die Brautleute gehörten zu den Paliano (oder Pagniani), einer der angesehensten und wohlhabendsten jüdischen Familien der Stadt. Auf deren soziale Stellung verweist schon die enorme Mitgift in der Höhe von 2500 scudi in bar, zu der der Bräutigam noch 500 scudi hinzulegte. Zum «Establishment» der Gemeinde zählten auch die Trauzeugen, die beiden Rabbiner David ben Joseph Della Rocca und Ahava ben Moses Cohen Manoscrivi. Die Unterschrift von David ben Joseph findet sich bereits auf der ältesten illustrierten Ketubba von Rum aus dem Jahr 1612, jene von Ahava ben Moses auf der zweitältesten von 1627.
Zierliche Rosenranken und –blüten sowie fliegende und sitzende Vögel sind um zwei konzentrisch angeordnete Ovalfelder angeordnet. Auf dem äusseren Ring ist zweimal das Familienemblem der Paliano mit Palmenzweig, Säulen und drei Lilienblüten zu sehen, unten umgeben von zwei Hasen, oben von einem Hasen und einem Fuchs – wobei der Hase kurioserweise den Fuchs jagt und nicht umgekehrt. Im inneren Oval ist der Hochzeitskontrakt in gleichmässiger Quadratschrift in einer einzigen Kolumne wiedergegeben.
Diese Ketubba besticht vor allem durch die fein ausgewogene Kombination mikrografischer Muster, floraler Verzierungen und ausgiebiger Verwendung von Gold für die Ausmalung von Tierdarstellungen, Buchstaben und Ornamenten. Der mikrografische Text ist zu in sich verschlungenen Mustern geformt – in einer Vollkommenheit, wie wir sie in nachmittelalterlichen hebräischen Handschriften nur selten finden. Von den fünf in Rollenform geschriebenen biblischen Büchern (Megillot) sind die Bücher Hohes Lied, Prediger und Ruth in voller Länge wiedergegeben. Hinzu kommen die bei Hochzeiten traditionell verwendeten Verse und Segenssprüche der Bibel. Zur Kunst der Gestaltung tritt hier die exakte schriftliche Wiedergabe der Texte. Es fehlt nicht ein einziger Buchstabe des biblischen Wortlauts!
Pracht und Kunstfertigkeit dieser Ketubba werden im äusseren Ovalring noch weiter akzentuiert durch die Darstellung der vier Tiere, von denen Zweite mit Blättern und Blüten als Gaben für das Brautpaar dargebracht werden. Leopard, Adler, Hirsch und Löwe symbolisieren die Tugenden, derer sich nach den «Sprüchen der Väter» (Pirke Avot 5:23) die Juden im Glauben befleissigen sollen: standhaft wie ein Leopard, leicht wie ein Adler, flink wie ein Hirsch und stark wie ein Löwe (vgl. Katalog Nr. 81).

Schöne Seiten. Jüdische Schriftkultur aus der Braginsky Collection, Hrsg. von Emile Schrijver und Falk Wiesemann, Zürich 2011, S. 172-173.

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Schöne Seiten. Jüdische Schriftkultur aus der Braginsky Collection, Hrsg. von Emile Schrijver und Falk Wiesemann, Zürich 2011, S. 172-173.

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