Für diese Handschrift sind folgende Beschreibungen vorhanden

  • Mohlberg Leo Cunibert, Katalog der Handschriften der Zentralbibliothek Zürich I, Mittelalterliche Handschriften, Zürich 1952, S. 19 und S. 351.
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  • Euw Anton von, Die St. Galler Buchkunst vom 8. bis zum Ende des 11. Jahrhunderts. (= Monasterium Sancti Galli, Bd. 3) Band I: Textband. St. Gallen 2008, S. 324-326, Nr. 32.
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Zürich, Zentralbibliothek, Ms. C 12
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Euw Anton von, Die St. Galler Buchkunst vom 8. bis zum Ende des 11. Jahrhunderts. (= Monasterium Sancti Galli, Bd. 3) Band I: Textband. St. Gallen 2008, S. 324-326, Nr. 32.

Handschriftentitel: Psalterium Gallicanum mit Cantica
Entstehungsort: St. Gallen
Entstehungszeit: um 820-830
Schreiber: Wolfcoz
Katalognummer: 32
Umfang: 169 Bll.,
Format: 31,3 x 23 cm
Lagenstruktur: Quaternionen, letzte Lage (x)6 (164r-169v),
Seiteneinrichtung: Schriftspiegel 23,5 x 17,5 cm, einspaltig zu 20 Zeilen.
Schrift und Hände: alemannische Minuskel mit offenen u. geschlossenen a u. vorwiegend offenen g in dunkelbrauner bis schwarzer Tinte. Psalmtituli in Halbunziale mit Minium u. Grün. Versanfänge der Psalmen als Hohlmajuskeln in Federzeichnung, mit Minium u. Grün gefüllt.
Buchschmuck:
  • Zu den Psalmanfängen Initialen in Federzeichnung, zumeist lavierend mit Minium, Grün u. Gelb sowie pergamentaussparend gefüllt, oft getupft, Binnenmotive in Federzeichnung mit Zinnober u. dunkelgrüner Schattierung später (um 850-860).

  • Nach den Ps 1, 51, 101 drei Zeilen in Hohlcapitalis, minium u. grün gefüllt, nach den Dekaden (Ps 11, 21 usw.) zwei ebensolche Zeilen.

  • Das Bild der Buße Davids fol. 53r in kräftiger Deckfarbenmalerei mit Minium, Blau, Grün, Gelb, weiß gehöht.

  • Die zinnoberroten, einlinigen Binnenmotive u. Schattierungen der Initialen wurden um 850 bei einer Aufarbeitung der Hs. nachgetragen.

Spätere Ergänzungen: Fol. 7-10, 31, 83, 100-112, 132, 137 wurden wie in Sang. 20 (Nr. 33) um die Mitte d. 12. Jh. von einem Schreiber in St. Gallen ergänzt (vgl. von Euw, Missale).
Inhaltsangabe:
  • Fol. 1r-148v Die 151 Psalmen
    • (53r) in der unteren Hälfte nach Ps 50 u. vor Ps 51 der vor Nathan kniende David, Thema des Titulus zu Psalm 50: Vox poenitentiam agentis
    • Fol. 1r Ps 1 B(eatus), dünngebänderter Stamm mit Fuß, Mittelknoten u. Krone in zartem Flechtband, Füllung ebenso u. mit Rosette, an Fuß u. Krone Vogelköpfe mit kurzen Schnäbeln, der untere Bogen aus zwei Fischen, deren Schwänze zu einer Palmette zusammenwachsen, der obere Bogen aus einem Fisch, dessen Kopf mit dem Kopf des Fisches des unteren Bogens zusammenwächst u. in einer Palmette endet, 1. Zeile große, 2.-4. Zeile kleinere Hohlmajuskeln, nachfolgend 3 Zeilen Halbunziale,

    • 17v Ps 21 Tituli: SEC. H. In finem pro adsumptione matutina psalmus David. KS. Prophetia Xpi. passionum et gentium vocationum propheta dicit. AUR. Xps. de passione sua et de vocatione gentium propheta dicit. ALIT. Vox hec non divinitatis sed carnis adsumpta est que ut moreretur sedere licta verbo est resus citati per verbum. Psalmbeginn: D(eus Deus meus respice) Binnenmotiv in Zinnoberrot, dunkelgrün schattiert, nachfolgende Zeile Hohlmajuskeln, Schattierung in Dunkelgrün (überarbeitet),

    • 28v Ps 31 B(eati quorum),

    • 42r Ps 41 Q(uemadmodum desiderat),

    • 52v Ps 50 M(iserere mei),

    • 53r Ende Ps 50 u. David-Nathan-Bild: David, nimbiert u. bärtig in Proskynese vor dem aufsichtig wiedergegebenen, mit verzierten Stoffen umhangenen Altar, hinter dem der bärtige u. nimbierte Prophet die Hände zu Gott erhebt, dessen Hand oben aus dem Himmelssegment herabragt, hinterfangen von einem blauen, gerahmten u. das Bild in der Mitte teilenden Streifen, links übereck gestellt Davids Haus,

    • 53v Ps 51 Q(uid gloriaris), aus vier gegenständigen Fischen, deren Schwänze seitlich zusammenwachsen u. zu einer Palmette ausblühen, die Cauda mutiert vom Fisch zum Löwen, 1. Zeile große, 2. u. 3. Zeile kleinere Hohlmajuskeln,

    • 63v Ps 61 N(onne Deo subiecta), Vogelkopf,

    • 148v Ps 151 P(usillus eram);

  • 149r-163v Cantica für die Horen des Chorgebetes
    • 149r C(onfitebor), an den Enden Doppelvoluten mit kugeligen Blüten, 1. Zeile große, 2. Zeile kleinere Hohlmajuskeln,

    • 163v Canticum Esaie UR(bs fortitudinis), Ligatur von UB;

  • 164r-166v Litanei (unvollständig), nach den römischen u. fränkischen Heiligen folgen nur noch Gallus u. Fridolin; Otmar u. Magnus nachgetragen.
    • 164r-166v Litanei, zweispaltig, an den Rändern u. Zwischenräumen feine Verzierung,

    • 165v über dem originalen Galle nachgetragen SCE. OTMARE OR., unter Fridoline ebenso MAGNE OR.,

  • 167r-168r Horologium
    • 167v kreisförmiges Diagramm in feiner kolorierter Federzeichnung: im äußeren Kreis die Namen der Monate (Januarius, December, Februarius), in den 6 konzentrisch geteilten Sektoren die horas u. pedes (Fußlängen der Schatten in den Tagesstunden), in der Mitte OROLOGIUM,

    • 168r kreisförmiges Diagramm der Jahreszeiten u. ihrer Qualitäten (nach Isidor, De nat. rer., cap. VII, 40 ff.), mit außen umlaufenden Inschriften in Uncialis: Ver constat ex umore et igne usw., innen das Wort Annus;

  • 168v-169r Nachträge.
    • (169r) Johannesevangelium (10. Jh.)
    • (169v) Orationen
Entstehung der Handschrift: Die Hs. bildet auch mit den Tituli der Psalmen ein Gegenstück zu dem ebenso im merowingischen Stil geschmückten u. in der Schrift sehr ähnlichen, nach Kloster Rheinau gelangten Psalter Rh 34 in Zürich (Nr. 38). Doch ist C 12, wie etwa das Bandgeflecht, die Füllung des Stammes u. die Adlerköpfe an den Enden des B(eatus) fol. 1r Ps 1 zeigen, instrumental weiter entwickelt. Auch die Binnenzeichnung der übrigen Initialen mit den imposanten Fischkompositionen etwa am Q(uid gloriaris) fol. 53v zu Ps 51 oder dem C(onfitebor) fol. 149r zum Beginn der Cantica mit dem nach innen wallenden Blattwerk sprechen für Entwicklung hin zum Wolfcoz-Psalter Sang. 20 (Nr. 33). Dieser neue Stil hat das Wachstumsstadium der Zellwucherungen in Rh 34 überwunden u. vor allem auch im Vegetabilen neue Gesetzmäßigkeiten gefunden. Rh 34 u. C 12 haben dieselben in Minium u. Grün geschriebenen Tituli, doch auch darin unterscheiden sie sich: in Rh 34 sind sie in Rustica, in C 12 in Uncialis geschrieben. Einen besonderen Akzent erhält C 12 durch das David-Nathan-Bild zu Ps 50 auf fol. 53r. Es illustriert den Psalmtitulus mit dem Thema der Buße Davids. Seine pastose Deckfarbenmalerei ist für St. Gallen recht ungewöhnlich, doch dürfte sie ursprünglich sein, hat sie doch auch mit dem antikischen Rahmen in Minium u. Blau sowie dem pastosen Farbauftrag Parallelen in anderen karolingischen Schulen, beispielsweise jener von Reims (Bern, Cod. 318, Physiologus, Reims um 830). Das Thema wurde am elfenbeingeschnitzten Rückdeckel des Psalters Karls des Kahlen (840-877; Kaiser 875) um 869 wieder aufgenommen. Gut gestaltet ist das fol. 167r-168r auf die Litanei folgende Horologium mit den beiden Diagrammen. Sie sind zusammen mit dem fragmentarischen Horologium in Sang. 20 (Nr. 33), soweit ich sehe, im Umkreis der Psalterien des 9. Jh. ein Unikum. Die Ergänzungen aus der Mitte des 12. Jh. entsprechen denen in Sang. 20 u. sind ein sicheres Indiz dafür, dass die beiden Hss. damals noch in St. Gallen beim Chorgebet gebraucht wurden (vgl. Nr. 38). Zur Zuschreibung der Hs. an Wolfcoz vgl. Sang. 20 (Nr. 33).
Bibliographie:
  • Landsberger, Folchart-Psalter, S. 10, 38.
  • Merton, S. 15-17, Taf. I-II.
  • Goldschmidt, Deutsche Buchmalerei I, S. 60, Taf. 77
  • Bruckner II, S. 82, III, Farbtaf. I.
  • Boeckler, in: Festschrift Jantzen, S. 42, Anm. 24.
  • Mohlberg, Nr. 50.
  • Georg Kaufmann, Der karolingische Psalter in Zürich und sein Verhältnis zu einigen Problemen byzantinischer Psalterillustration, in: Zeitschrift für Schweizerische Archäologie und Kunstgeschichte 16, 1956, S. 65-74.
  • Holter, Buchschmuck, S. 98.
  • Knoepfli, Kunstgeschichte I, S. 27-30.
  • Fischer, Lateinische Bibelhandschriften, S. 184.
  • Eggenberger, Psalterium aureum, S. 20, 71, 123, 163 f., Abb. 18.
  • Duft, Abtei St. Gallen I, S. 72 f. - DMD-CH III, Nr. 801, Abb. 775.
  • von Euw, in: Kloster St. Gallen, S. 169, Abb. 73.
  • Derselbe, in: Appenzeller Missale, S. 64.