Alternative Bezeichnung: T

Beschreibstoff: Perg.

Umfang: 269 Bll., richtig 274, da fol. 10a, 59a, 61a, 193a, 235a nicht gezählt sind.

Format: 40,3 x 30 cm

Lagenstruktur: Lagenzeichen:

• I-XXX (fol. 1-220),
• A-G (fol. 221-269).

Zustand: Anfang und Ende des durchgehends zweispaltig geschriebenen Textes fehlen.

Schrift und Hände: Von mehreren Händen.

• Fol. 1'-26 saec. IX/X. Die Schrift steht der des Registers der Stuttgarter Hs HB sehr nahe.
• fol. 27-269 verschiedene Hände, die teilweise einen späteren Eindruck machen. Doch muß dieser Teil noch dem 9./10. Jh. angehören, da mitten im Text der Schrift von fol. 269 sechs Zeilen einer ausgeprägten St. Galler Schrift aus dem 9. Jh. angehören. Nach Krusch (a.O.) s. X ex.
  • Die Bll. 89-141 (Quat. 14-20) gehören der Schriftart nach vielleicht der gleichen Hand, jedenfalls der gleichen Schule an, wie die Bll. 2 ff.
  • Das Schriftgepräge einzelner Teile der Hs spricht ebensosehr gegen St. Gallen als für Reichenau. Z. B. Bl. 61v, das für die folgenden Beobachtungen zunächst ins Auge gefaßt ist, wäre als Erzeugnis der Schreibstube St. Gallens schwer denkbar, paßt aber sehr gut in die von Reichenau.
  • Die Schrift im allgemeinen zeigt nahe Verwandtschaft mit Reichenauer Hss und den von uns als reichenauisch angesprochenen, aber noch nicht oder wenigstens nicht allgemein als reichenauisch anerkannten Hss Palat. Vindob. 1815 und Stuttg. HB und den unteren (Palimpsest) Texten des Münchener Clm 6333 1) (Anmerkung: Die wertvollsten Texte und Schriftproben aus dieser wohl reichenauischen Palimpsest-Hs des 8. und anf. 9. Jh., sollen mit einer allgemeinen Inhaltsangabe der einzelnen Palimpsest-Stücke in "Texte und Arbeiten" der Erzabtei Beuron, Hohenzollern, veröffentlicht werden.) (siehe hierüber diesen Abschnitt: 2. Passionarium minus, III. die Heimat von HB, 3. die Reichenauer Schreibmerkmale).
  • Im besonderen sei auf Folgendes hingewiesen: Die Schriftzüge von T fol. 61v sind ganz die der Reichenauer Schule: kräftig, breit, mehr abgerundet wie in Reichenau, nicht spitz und schlank wie in St. Gallen. Die Oberlängen sind ziemlich niedrig gehalten. Besonders auffallend stimmen die Schriftzüge mit Vindob. Palat. 1815 und HB überein.
  • Für Reichenau sprechen im einzelnen: die sonderbaren, noch wenig künstlerisches Können verratenden Verzierungen zu Beginn des Textes auf fol. 61v, ferner die noch sehr einfache, fast rohe Initiale B, die einer großen Initiale R in HB nahe kommt, ein oft wiederkehrendes Interpunktionszeichen (Punkt und Eckstrich daneben), der auffallend lang gezogene Querstrich der Kapitale N in dem Wort Amen wie in HB, die eigentümliche Gestalt des Bogens in Kapitale P und R wie in der passio aurelii von HB. Das über der Zeile 6 (fol. 61v) nachgetragene Wort regias erinnert an Reginberts Schule. Die Ligatur ct in Zeile 10 ist auch in Clm 6333 wieder zu finden. Die Ligatur et mit dem stark nach rechts gezogenen umgekehrten t-Balken erinnert deutlich an Reichenauer Hände.

Entstehung der Handschrift: Andere Teile von T, z. B. 89-141, sind nicht so stark reichenauisch ausgeprägt wie z. B. fol. 61v, erinnern hier und dort eher an St. Galler Hände. So macht die Hs überhaupt den Eindruck, als wäre sie dem Schriftgepräge nach nicht einheitlich. Sie scheint z. T. Urschrift, z. T. Abschrift darzustellen, teils dem 9., teils dem 10. Jh., hier einer Reichenauer, dort einer St. Galler Hand anzugehören. Bedenkt man dazu, daß im dritten Jahrzehnt des 10. Jh ., als die Ungarn St. Gallen heimsuchten, die dortigen Mönche ihre Bücherschätze nach Reichenau retteten, so liegt die Annahme sehr nahe, daß ein Teil der St. Galler Urschrift in Reichenau abgelöst, teilweise von Reichenauern, teilweise von St. Gallern neu geschrieben und , mit dem Rest der Urschrift zu unserem Band C, 10, i (T) zusammengefügt wurde. V, das um dieselbe Zeit (c. 930) geschrieben sein dürfte, könnte dann gut schon diese zusammengesetzte Hs T als "passionarium maius" vor sich gehabt haben.

Erwerb der Handschrift: Fol. 129 das St. Galler Stiftswappen: ein Zeugnis für die Herkunft der Hs, die jedenfalls im Jahre 1712 mit vielen anderen St. Galler Hss nach Zürich gebracht wurde.