Wil, Dominikanerinnenkloster St. Katharina, M III
Mengis Simone, Schreibende Frauen um 1500. Scriptorium und Bibliothek des Dominikanerinnenklosters St. Katharina St. Gallen (Scrinium Friburgense 28), Berlin 2013, S. 275-276 (Ergänzungen von Fasching, Richard F. - e-codices 2010).
Handschriftentitel: Antiphonar (de sanctis, pars aestivalis)
Entstehungszeit: 1483? 1484?
Beschreibstoff: Pergament
Umfang:
219 folia
Format: 53 x 39 cm
Seitennummerierung: Moderne Bleistiftfoliierung (in der doppelten Schriftspiegel–Begrenzung links unten).
Lagenstruktur: Regelmässige Quaternionen, regelmässige Wortreklamanten.
Seiteneinrichtung:
Schriftspiegelbegrenzung wie M II: doppelte Linien mit roter Tinte, 38 cm x 24,5 cm/25 cm; Hufnagelnotation, 9 Systeme à 4 Linien pro Seite.f. 70r-v Rastrierung verdorben (Rastrierfeder verrutscht?).
Schrift und Hände:
- Von derselben Hand wie M I (vgl. die a).
- f. 78r schreibt die Ergänzungshand aus M IV.
Musiknotationen: Quadratnotation mit schwarzer Tinte, Rastrierung.
Buchschmuck:
- Gleiche Lombarden (aber nicht grün) und Cadellen wie in M II, am oberen Blattrand teilweise beschnitten.
- f. 1r ornamentale Initiale mit rotem ‚Fleuronné’ und rot-blauem Filigranwerk im Innern des U[nus ex duobus qui secuti sunt (…)].
- f. 48r ornamentale Initiale in rot und blau, mit Schlaufenwerk in brauner Tinte, der blaue Querbalken des S mit versuchter Ziselierung (Gravur). Wohl von ders. Illuminatorin wie in M II, aber nicht so gelungen und hübsch wie die ornamentale Initiale gleicher Faktur in M II, dort sehr sorgfältig.
- f. 109v und f. 120v schöne rot–blaue Initialornamentik mit wenig rotem ‚Fleuronné’.
- f. 141r schöne rot-blaue ornamentale Initiale E mit rot-blauem Rankenwerk im Innern, wenig rotes und blaues ‚Fleuronné’ aussen.
- f. 154v braune Cadelle mit reichlich braunem ‚Fleuronné’, darin drei angedeutete menschliche Gesichter im Profil; weitere ähnliche f. 158v und f. 159r
- f. 160r braune Cadelle mit rotem Fleuronné und Filigranwerk, Menschengesicht im Profil, mit Blumen in brauner Tinte.
- f. 171r und f. 172r einfachere Cadellen, nur Gesichter (Profil).
Spätere Ergänzungen:
f. 189r und f. 190r Notenzusatz auf (vorhandener) Rastrierung, Hufnagel-Notation, Hand des 17. Jhs. ?, dilletantisch angebracht.
Einband:
Einband wie M I, Beschläge do.; zwei Lederbänder VDK–HD, Metall–Schliessen verloren.
Inhaltsangabe:
- f. 1r-219v Antiphonar (›Proprium de sanctis‹, Winterteil) (Andreas bis Dominikus) [Antiphon zur 1. Vesper des Festtags des hl. Andreas] Unus ex duobus qui secuti sunt dominum erat Andreas frater Symonis Petri. Alleluia …–… [Antiphon zur Laudes des Festtags des hl. Dominikus] >Ad Benedictus antiphona< Carnis vigor men[tis martyrium] [Bricht am Seitenende mitten im Wort „mentis“ ab].
Entstehung der Handschrift:
- Spiegelblatt vorne: dis buͦch vacht an ain [sic] S andreas abend ain [?] vnd weret bis vff [durchgestrichen: den advent] v. osteren von den hailgen.
- Zur mutmasslichen Entstehungszeit der Handschrift vergleiche KlA Wil, Chronik, f. 27v: Jtem wir hand geschriben vnd genotiert ain gross gesang bůch von den hailgen dz halbtail im Sumer […] ; vgl. auch ebd., f. 43v, zum Jahr 1484: Jtem wir hand geschriben vnd genotiert ain gross gesang buch ain halbtail sumertails der hailgen […] .
Erwerb der Handschrift:
- Gemäss Vogler fände sich in diesem Band der Besitzeintrag (ohne genaue Stellenangabe): Dis büch gehörtt dem gotshus s. Catherinenberg. Dieser Eintrag nicht ebd., kein zeitgenössischer.
- Besitzeintrag; Spiegelblatt VD Anfang des 20. Jahrhunderts: Eigentum des Klosters St. Katharina, | Wil, Kt. St. Gallen.
Bibliographie:
- Vogler, St. Katharina (1938), S. 233, Nr. 2.