St. Gallen, Stiftsbibliothek, Cod. Sang. 549
Scarpatetti Beat Matthias von, Die Handschriften der Stiftsbibliothek St. Gallen, Bd. 1: Abt. IV: Codices 547-669: Hagiographica, Historica, Geographica, 8.-18. Jahrhundert, Wiesbaden 2003, S. 10-11.
Handschriftentitel: Leben des heiligen Marcellinus
Entstehungszeit: um 800
Frühere Signatur:
S. n. 380
p. I
Beschreibstoff: Pergament. Schaf- oder Ziegenpergament von mittlerer Stärke, mit Löchern und Nähstellen mit grünem Faden.
Umfang:
II + 68 Seiten
Format: 19,5 x 9,5
Seitennummerierung: Paginierung I. v. A. mit rotem Farbstift. Das vordere pap. Vorsatzblatt war nicht paginiert von I. v. A (jetzt p. I,
II), wohl aber die hinteren zwei pap. Nachsatzbll. (p. 65-68).
Lagenstruktur:
Quaternionen. Das Bl. p. 53 /54 ist durch ein Pg.-Blatt von zeitgenössischer Hand ersetzt, von Bl. p. 61 /62 sind drei Viertel weggeschnitten. Improvisierte, unklare Wortreklamanten des 9. Jhs. an zwei Lagenenden p. 32 und p.48, der Wortlaut stimmt aber nicht, ev. Textunregelmässigkeit.
Seiteneinrichtung:
Einspaltig 16 x 7/8, p. 1-16: 18 Z., p. 17-60: 19 Z. Blindlinierung, keine Zirkellöcher sichtbar. Stark abgenütztes oblonges Bändchen.
Schrift und Hände: frühe karolingische Minuskel der Übergangszeit um oder vor 800 von einer wenig qualifizierten, mit dickem Kiel und schwerfällig schreibenden, teilweise flüchtigen (p. 50-54) Hand ev. eines Scholaren, welche
Lowe in CLA (s. u.) als ostfränkisch vermutet.
Buchschmuck:
Spätere Ergänzungen: Der Text ist durchkorrigiert, die vielen falschen Buchstaben sind aber nur angestrichen.
Einband:
Einband 18. Jh., rankenverziertes Papier, darüber Pergament auf Karton. Das Pergament ist Fragment eines Kalendars vom Format in-4° des 15. Jhs., wohl aus einem Jahrzeitenbuch. Auf unserem Textteil figurieren, rubriziert und je mit ausgespartem Leerraum von 3-4 cm für Einträge, die Hll. Erhard, Julian Martyr, Paulus Eremita, Felicitas, Johannes pp. et m., in Textualis formata einer sehr qualifizierten Hand.
Inhaltsangabe:
-
2-61
Vita sancti Marcellini episcopi
- (2-6) Die Prefatio von Hand des Korrektors des 9. Jhs.
- (6-59) Vita
-
(59-61)
Hymnus sancti Marcellini. Mit Korrekturen der erwähnten Hand. Der Schluss des Hymnus auf dem Blatt-Fragm. p. 61 /62, dessen Rest nach der 4. Zeile abgeschnitten ist.
- BHL 5227f.
- CPL 2122
- Vide Cod. 577, p. 329.
- Hymnus: Schaller/Koensgen (1977) Nr. 15065, Rep. Hymn. Nr. 40908;
- Scherrer, Verzeichniss (1875), p. 168.
- p. 63 Auf dem Blatt p. 63 /64, ev. dem alten Vorsatzblatt, (63) verblasstes Textfragm. des 9. Jhs. mit Init. F, dazu weitere Federproben und Zeichnungen, oben eine Federprobe des ausgehenden 12. Jhs. Et si ingrediebatur ut uana.
- p. 64 leer bis auf die Spuren einer Federprobe wohl des 9. Jhs., einen mutmasslichen Anfang eines Schreiberverses Jn omnibus sc[r]ibeamus, darunter wiederholt.
- p. 65-68 Die Nachsatzblätter leer, bis auf das Fragment einer Bleistiftnotiz (s.o.).
Provenienz der Handschrift: In StiBSG wohl bald nach Entstehung. In Kat. des 9. Jhs. und von 1461 (R 9),
MABK (1918), p. 78 und 111, zit. bei
Bruckner (s. u.): plausibel. Stempel D. B.
p. 1. Auf dem vorderen Spiegel Eintrag Franz Buchegger, p. 1 ein ausradierter Eintrag offenbar der Karolingerzeit auf Seitenmitte, p. 66 Fragment eines Bleistifteintrags wohl von I. v. A.
Bibliographie:
- Bruckner, Scriptoria II (1936), p. 78, ohne Abb., ebenso Reg. XIV (1978) p. 160;
- Lowe, CLA VII (1956), Nr. 941 und p. 58, mit Abb. von p. 58f. unserer Hs.;
- zu derselben auch B. Bischoff in: Ma. Studien III (1981), p. 20;
- Ders. auch in: Scriptorium 22, 1968, p. 312;
- Scarpatetti, Scriptorium (1999), p . 233 Anm. 34.