Sion/Sitten, Archives du Chapitre/Kapitelsarchiv, Ms. 120
Beschreibung bearbeitet für das Internet von Marina Bernasconi, 2010; auf der Grundlage von Othmar Perler, Eine „Dacheriana“ aus der ersten Hälfte des IX. Jahrhunderts in Sitten, in: Zeitschrift für Schweizerische Kirchengeschichte 32 (1938), S. 145-150.
Titolo del codice: Dacheriana
Datazione: um 800 (auf Grund ihrer paläographischen Eigentümlichkeiten mit grosser Sicherheit in die erste Hälfte des IX. Jahrhunderts zu datieren).
Supporto materiale: schönes, weisses, kräftiges Pergament
Dimensioni:
158 Blätter
Formato: 255 x 190 mm
Numerazione delle pagine: nicht bezifferte Lagen. Die Foliierung (158 Blätter) ist modern.
Composizione dei fascicoli: 19 IV + II + I
Disposizione della pagina:
Schreibfläche (eine Spalte): 160 x 110 mm (die über diese Masse hinausgehenden Initialen nicht einbegriffen). Mit trockenem Griffel wurden 16 horizontale und an den Rändern je 2 vertikale Hilfslinien gezogen. Beschriebene Zeilen 16, Zeilenabstand 11 mm.
Tipo di scrittura e mani:
schöne frühkarolingische Minuskel.
Das häufige Vorkommen des offenen a, welches nicht selten die Form eines doppelten c annimmt, des N in Majuskelform und der Ligatur & auch innerhalb der Worte, um von andern Eigentümlichkeiten der frühkarolingischen Minuskel einmal abzusehen, erlauben es nicht, die Handschrift nach der Mitte des IX. Jahrhunderts anzusetzen. Nach dem fachgemäßen Urteil von Herrn Professor Fœrster, Freiburg (Schw.), der die Handschrift gütigst einsah, ist dieselbe eher näher gegen 800 hin geschrieben worden.
Das häufige Vorkommen des offenen a, welches nicht selten die Form eines doppelten c annimmt, des N in Majuskelform und der Ligatur & auch innerhalb der Worte, um von andern Eigentümlichkeiten der frühkarolingischen Minuskel einmal abzusehen, erlauben es nicht, die Handschrift nach der Mitte des IX. Jahrhunderts anzusetzen. Nach dem fachgemäßen Urteil von Herrn Professor Fœrster, Freiburg (Schw.), der die Handschrift gütigst einsah, ist dieselbe eher näher gegen 800 hin geschrieben worden.
Decorazione: die Überschriften und Initialen sind in rot und Majuskel, d. h. einem Gemisch von Kapital- und Uncialschrift, ohne konsequente Durchführung der nähmlichen Buchstaben wie D E H M Q V, die bald kapital, bald uncial sind. A ist selten uncial.
Aggiunte:
157-158 sind später hinzugefügte, unten abgeschnittene Pergamentfragmente einer Bibel aus dem X./XI. Jahrhundert. Sie enthalten Texte aus dem Buche der Weisheit und des Ecclesiasticus.
Legatura:
die Lagen werden von drei Bünden zusammengehalten und von buchenen, nicht überzogenen Deckeln umschlossen (der vordere ist abgerissen).
Contenuto:
1v-156v
Dacheriana
Aus unersichtlichen Gründen fehlt der letzte Paragraph, obwohl er im Kapitelverzeichnis 29v angekündigt war und obwohl 156v nur zwei beschriebene Zeilen zählt.
Aus unersichtlichen Gründen fehlt der letzte Paragraph, obwohl er im Kapitelverzeichnis 29v angekündigt war und obwohl 156v nur zwei beschriebene Zeilen zählt.
- 1v -11r Einleitung: >Incipit de utilitate penitentiae [!] et quomodo credendum sit de remissione peccatorum per paenitentiam cum praefatione operis subsequentis.< Excepto baptismatis munere …
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11v-29v
Kapitelsummarium
- Liber primus CXXII Nummern wie d'Achery. Aus Versehen wurde indessen LIIII in zwei Nummern aufgeteilt. Durch Auslassung der Nummer XCIII Gregorius etc. (im Summarium, nicht im Text) wird die Übereinstimmung wieder hergestellt.
- Liber secundus CXVI Nummern. CXIIII d. h. nur die Zahl wurde irrtümlicherweise zweimal geschrieben. Der Unterschied zu d'Achery mit seinen CXVII Nummern ist somit nur scheinbar.
- Liber tertius CLX, d'Achery CLVIII Nummern. Neu sind in der Sittener-Handschrift und soweit ich sehe in keiner anderen Handschrift als vorhanden vermerkt CLIII Decretum papae Simplicii ad Zenonem Spalensem [!] episcopum (29r) und CLIIII Decretum Hormisdae papae ad Hioannem Ilicitane [sic] ecclesiae episcopum (29v).
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30r-156v
Hauptteil (Wir geben die verschiedenen Incipit und Explicit der einzelnen Nummern nebst den ganz neuen Zusätzen).
- (38r) Liber primus: XXII fin. De his similiter etc. om. 66r : CXVI in. Ut om.
- (70v) Liber secundus: XII fin. add. Ab uniuersis episcopis dictum est: Anathema habeat et locum amittat. Sed si quaerimoniam iustam aduersus episcopum non habuerit, inquirendum erit.
- (74r) XXIII Conc. Carth. V c. I De clericis placuit etc. om.
- (85v) LXIII in. Si quis-privabit om.
- (89r) LXXIII in. add. De exactione ecclesiarum gallicae provintiae [!].
- (98r-99r) XC-XCIIII enthalten die in der Ausgabe d'Achery's fehlenden, bei den Handschriften in der Regel sich findenden (cf. G. Le Bras, Mélanges P. Fournier, p. 404) Texte der Synode von Agde can. 45, 46, 51, 56 und des IV. Konzils von Toledo can. 67.
- (116v) Liber tertius: XXIV in. add. Non admittantur etc.
- (124v) LI in. add. Nigasius [!] episcopus Colusitanus dixit: credo … Uniuersi dixerunt: Hoc obseruemus = Conc. Carth. I can. VI = Hispana I, XII, vi ( Migne PL 84 col. 182).
- (146v) CXLII fin. Universi dixere etc. om.
- (151r-153r) CLII fin. inquiri add. integer textus epist. Leonis I. papae = Hispana II, LXX (Migne PL 84 col. 779-782).
- (153v) CLIII add. >Decretum papae Simplicii directum ad Zenonem Spalensem [!] episcopum de connissa [!] uice Sedis Apostolicae< = Hispana II, LXXVII ( Migne PL 84 col. 791-792).
- (153v-155r) CLIIII add. >Decretum Hormisdae papae ad Johannem Ilicitanae [!] ecclesiae episcopum ex integro de directis institutis et uice commissa< = Hispana II, XC ( Migne PL 84 col. 819-820). CLX om.
- (156v) (Explicit) … intra muros receptacula collocare.
Acquisizione del manoscritto: Auf 2r wird in später Schrift (XVI./XVII. Jahrh.) die Besitzerin erwähnt: Sum Ecclesiae Sedunensis. Am Rande fügte eine spätere Hand den Vermerk K. a. (Kapitelsarchiv?) hinzu.